AUA-Flugzeuge
ORF.at/Christian Öser
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Wirtschaft

AUA-Streik: Experte sieht „großen Imageschaden“

Wegen eines von der Gewerkschaft angedrohten Streiks streicht die AUA am Gründonnerstag und Karfreitag rund 400 Flüge. Luftfahrtexperte Kurt Hofmann sieht einen „beträchtlichen Imageschaden“ für die Airline, AUA-Chefin Annette Mann stellt „neue Lösungen“ in den Raum.

Nach 17 erfolglosen Verhandlungsrunden steht die Belegschaft der Austrian Airlines kurz vor einem Streik. Die Fluggesellschaft streicht vorsorglich rund 400 Flüge, mehr als 52.000 Passagiere sind betroffen. Sie werden gebeten, ihren Flugstatus auf der Webseite austrian.com zu überprüfen. Konkret betroffen sind Flüge, die in die Zeit von 28. März, 00.00 Uhr bis 29. März, 12.00 Uhr, fallen.

„Das ist ein großer Imageschaden, aber auch ein finanzieller Schaden“, sagt Luftfahrtexperte Kurt Hofmann gegenüber noe.ORF.at. „Viele Passagiere, die sich im Vorfeld mit dem Streik befasst haben, werden schon andere Fluglinien gewählt haben. Aber für die AUA ist das natürlich verheerend.“ Das große Problem für die AUA sieht Hofmann nun darin, Ersatzplätze für die Passagiere zu bekommen, „weil zu Ostern viele Flugzeuge natürlich voll sind. Das Umbuchen kostet dann wirklich sehr viel Geld und sie werden natürlich auch Kunden verlieren. Das ist ganz klar.“

Der Zeitpunkt des Streiks ist dem Experten zufolge kein Zufall, sondern genau kalkuliert: „In so einer Zeit wie jetzt zu Ostern oder Ferienbeginn kann man einen großen Druck auf die Geschäftsführung aufbauen.“ Nach anfänglichen Zugeständnissen herrsche jetzt aber Stillstand in den Verhandlungen. Die Kommunikation zwischen Gewerkschaft und Geschäftsführung sei mittlerweile „komplett verfahren“, so Hofmann.

„Lufthansa könnte Investitionen überdenken“

Die AUA ist eine Tochter der Lufthansa, die die Situation in Österreich laut dem Luftfahrtexperten genau beobachtet. Andere Lufthansa-Töchter, wie die Schweizer Fluggesellschaft SWISS, hätten sich mit Piloten und Flugbegleitern geeinigt, auch bei Basel Airlines sei diese Woche ein Pilotenstreik abgewendet worden.

Die Lufthansa werde möglicherweise ihre Investitionen in Österreich überdenken, sollte es zu größeren Eskalationen in puncto Streiks kommen, meint Hofmann. Die AUA habe in der Vergangenheit „chronisch Verluste gemacht“ und nur im vergangenen Jahr ein gutes Ergebnis erzielt. „Ein gutes Ergebnis allein reicht jedoch nicht aus, um nachhaltige Investitionen für die Zukunft zu tätigen.“

Die Gewerkschaft will einen Gehaltsabschluss über der Inflation. Die AUA hatte zu Beginn der Verhandlungen eine Gehaltserhöhung von 4,5 Prozent geboten, mittlerweile liegt das Angebot bei bis zu 18 Prozent Gehaltsplus für Flugbegleiter und Piloten sowie bis zu 28 Prozent für Co-Piloten. Die Gewerkschaft kritisiert allerdings, dass sich dieses Angebot auf zwei Jahre beziehe und aus nicht nachhaltigen Einmalzahlungen bestehe.

AUA-Chefin: „AUA womöglich neu denken“

AUA-Chefin Annette Mann bezeichnete die Forderungen der Gewerkschaft im Interview in der ZiB2 am Dienstag als „absolut unrealistisch“ und „weit über der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit einer AUA“. Angesprochen auf den hohen Gewinn im Vorjahr, meinte sie, dass die Marge mit 5,5 Prozent nur gering gewesen sei. Zudem stehe die AUA vor Investitionen von mehr als drei Milliarden Euro, denn die Flotte sei „nicht mehr die allerjüngste“.

Womöglich müsse man die Airline künftig „neu denken“, meinte die Vorstandsvorsitzende im Interview mit Armin Wolf. „Je höher der Abschluss ausfällt, desto mehr Strecken werden bei uns unrentabel sein. Wir müssten dann schauen, wie wir den Hub Wien gegebenenfalls mit anderen Konzernairlines bedienen, die eine günstigere Kostenstruktur haben. Das ist nichts, was ich mir wünsche. Aber am Ende ist es meine Verantwortung, die AUA profitabel zu halten, und da muss man vielleicht neue Lösungen finden.“ Als Drohung wollte sie diese Aussage allerdings nicht verstanden wissen: „Ich versuche einfach die Realitäten darzustellen.“

AUA-Chefin Mann: „Können Forderungen nicht einfach so nachgehen“

Vorstandsvorsitzende der Austrian Airlines (AUA) , Annette Mann, spricht unter anderem über die Verhandlungsrunden und warum diese gescheitert sind. Zudem berichtet sie, warum man den Job einer Flugbegleiterin oder eines Flugbegleiters nicht mit einem höheren Gehalt attraktiver gestalten könnte.

Noch kein neuer Verhandlungstermin

Ein Termin für die nächste Verhandlungsrunde steht noch nicht fest. Kritik der Gewerkschaft, dass sie noch an keiner dieser Runden teilgenommen habe, bezeichnete Mann als „relativ billigen Trick“. Die AUA habe ein Verhandlungsteam zusammengestellt, sie selbst sei permanent informiert, so die Airline-Chefin. Und: „Ich sitze hier, ich bin jederzeit verfügbar, ich stehe für alle Gespräche zur Verfügung.“

Aus Sicht der Gewerkschaft ist eine Kollektivvertragseinigung weiterhin bis Mittwoch kurz vor Mitternacht möglich, um einen Streik für Gründonnerstag und Karfreitag abzuwenden. „Wir sind immer bereit. Es hängt ganz vom AUA-Management ab“, sagte Roman Hebenstreit von der Gewerkschaft vida. Dass dennoch Hunderte Flüge ausfallen, selbst wenn der Streik abgewendet würde, sei bedauerlich. „Zum Streiten gehören immer zwei. Wir können nur an die Gäste appellieren und um Verständnis ersuchen. Man hat uns in diese Situation getrieben“, so Hebenstreit.