Coronavirus

Mikl-Leitner: „Alles Menschenmögliche tun“

131 positive Covid-19-Fälle hat es am Sonntagabend laut Landessanitätsdirektion in Niederösterreich gegeben. Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) sagte, man müsse nun „alles Menschenmögliche tun“, um die Verbreitung zu verlangsamen.

Zehn der 131 Patientinnen und Patienten in Niederösterreich waren am Sonntag in stationärer Behandlung. Am Landesklinikum Baden war bereits am Samstagabend eine Ärztin und eine weitere Mitarbeiterin positiv auf das Coronavirus getestet worden. 44 Mitarbeiter wurden außer Dienst gestellt, die Patienten informiert – mehr dazu in Ärztin am Landesklinikum Baden positiv (noe.ORF.at; 15.3.2020).

Landesklinikum Baden
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Das Landesklinikum Baden

„Die Ärztin ist von einem Skiurlaub in Ischgl zurückgekommen“, sagte Irmgard Lechner, Leiterin der Landessanitätsdirektion, im Gespräch mit noe.ORF.at. Sie sei einen, die Ambulanzschwester drei Tage im Dienst gewesen. Der Betrieb im Landesklinikum sei nach Personalverlagerungen praktisch uneingeschränkt möglich, betonte Lechner.

CoV-Patient im Klinikum Krems

Im Universitätsklinikum Krems wurde am Sonntag ein Patient positiv getestet. In Abstimmung mit der Behörde wurden etwa 20 Mitarbeiter, zu denen der Patient Kontakt hatte, in häusliche Quarantäne gestellt, bestätigte Bernhard Jany, Sprecher der Landesgesundheitsagentur.

Für Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher, die in nächster Zeit kurzzeitig Pflege brauchen, aber nicht unbedingt im Krankenhaus behandelt werden müssen, werden zusätzliche Kapazitäten vorbereitet. Diese sogenannte Übergangspflege soll laut Landessanitätsdirektorin Lechner am Montag oder Dienstag für den Ernstfall zur Verfügung stehen.

Der Flughafen in Schwechat meldete unterdessen am Sonntag deutlich mehr Passagieraufkommen als in den vergangenen Tagen – trotz aller Aufforderungen, daheim zu bleiben. Zu Unregelmäßigkeiten oder Problemen sei es aber nicht gekommen, sagte Flughafen-Sprecher Peter Kleemann. Deutschland hatte am Sonntag angekündigt, die Grenzen zu Österreich weitgehend zu schließen. Diese Ankündigung dürfte jedoch laut Austrian Airlines den Flugverkehr nicht betreffen.

Werner Fetz (ORF) aus Baden

Werner Fetz (ORF) berichtet über zwei CoV-Fälle im Krankenhaus Baden.

Mikl-Leitner: „Situation in Italien ist dramatisch“

Die aktuellen Zahlen würden eine Entwicklung wie in Italien zeigen, so Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, „und die Situation in Italien ist dramatisch.“ Deswegen müsse man „alles Menschenmögliche tun, um die Verbreitung des Coronavirus einzudämmen beziehungsweise zu verlangsamen“. Übergeordnetes Ziel sei, ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen zu schützen. „Alle Maßnahmen, die gesetzt werden, sollen diesem Ziel Folge leisten. Dieses Ziel soll auch erreicht werden“, sagte Mikl-Leitner im Gespräch mit ORF-NÖ-Chefredakteur Robert Ziegler.

„NÖ heute Spezial“ mit Johanna Mikl-Leitner
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Landeshauptfrau Mikl-Leitner in der Sendung „NÖ heute spezial“ mit Robert Ziegler

Man müsse nun die Versorgung der älteren und der pflegebedürftigen Menschen aufrechterhalten, sagte die Landeshauptfrau. Deshalb seien zusätzliche Zivildiener notwendig, um im Fall eines Engpasses zusätzliche Kapazitäten zu haben. Der Dienst von aktuellen Zivildienern wird vorerst verlängert, zusätzlich werden ehemalige Zivildienstleistende rekrutiert, vor allem jene der letzten fünf Jahre und vor allem in den Bereichen Rettungsdienst und Pflege. „Ich halte das für eine ganz wichtige Maßnahme“, sagte Landeshauptfrau Mikl-Leitner, „denn gerade in einer so herausfordernden Situation ist es wichtig, den älteren Menschen die Sicherheit zu geben, dass sie auch weiterhin gepflegt und betreut werden.“

Stufenplan in Kraft

In der neuen Landesgesundheitsagentur gibt es laut deren Vorstand Konrad Kogler einen klaren Stufenplan: „Wir haben mit den Verdachtsfällen begonnen, die wir in St. Pölten und Mödling untersuchen lassen.“ In einem zweiten Schritt habe man das Landesklinikum Melk vorbereitet. Dort gebe es bereits fünf Patienten, die stationäre Betreuung bräuchten. „Jetzt gehen wir in die nächste Phase“, sagte Kogler im „NÖ-heute“-Interview. Man spiele jetzt etwa 960 Spitalsbetten frei, „damit wir hier diese Behandlungen durchführen können“.

„Ganz wesentlich“ sei, dass „deutlich über 80 Prozent der Fälle zu Hause behandelt werden können“, erklärte Kogler. Nur bei relativ wenigen Fällen sei eine Behandlung im Krankenhaus nötig – „und es gibt einen ganz geringen Prozentsatz – zwischen zwei und fünf Prozent – bei dem es einen intensivmedizinischen Versorgungsbedarf gibt. Das werden wir gewährleisten“, versprach der Vorstand der Landesgesundheitsagentur. Auch Krankheiten und Verletzungen abseits des Coronavirus werde man weiterhin behandeln, sofern man diese Behandlung nicht aufschieben könne: „Wir werden jeden Menschen, der eine entsprechende Betreuung braucht, gut versorgen.“ Wie schon bisher sollten diese Patienten aber zunächst zu einem praktischen Arzt gehen.

„NÖ heute Spezial“ mit Franz Popp
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Konrad Kogler (r.) im Interview mit Robert Ziegler

Zu jenen Menschen, die sich trotz Warnungen und Verboten immer noch in Gruppen im Freien aufhalten würden, äußerte sich Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ). Niemand habe eine derartige Situation jemals erlebt „und ich glaube auch, dass diese Situation für manche noch nicht fassbar ist, weil das Virus unsichtbar ist“, meinte die Landesrätin. Deshalb könne man nicht oft genug appellieren, „dass bereits 25 Prozent weniger soziale Kontakte dazu führen, dass sich das Virus um 50 Prozent langsamer verbreitet.“

Situation in Krems

Gernot Rohrhofer (ORF) berichtet in Krems über die Reaktionen der Menschen auf die Maßnahmen und die Situation vor Ort.

Uneinsichtige Menschen „ohne Scheu ansprechen“

Menschen, die sich dennoch uneinsichtig zeigen würden, müsse man jetzt ohne Scheu ansprechen „und sie darauf hinweisen, dass jeder und jede mithelfen kann, das Virus einzudämmen und dass jeder vorsichtig sein soll und muss“.

„Ich habe den Eindruck, dass viele Menschen die Grundbotschaft verstanden haben“, sagte hingegen Franz Popp, stellvertretender Landespolizeidirektor. Es werde notwendig sein, „auf allen Kanälen die Leute weiterhin zu sensibilisieren.“ Die niederösterreichische Polizei werde nun den persönlichen Kontakt und Parteienverkehr „so weit wie möglich einschränken“, sagte Popp. Bürgerinnen und Bürger sollen sich demnach möglichst telefonisch melden bzw. telefonisch einen Termin vereinbaren.

Die Ärztekammer Niederösterreich appellierte am Sonntag an Patienten, Ordinationen nur in Notfällen und nach telefonischer Voranmeldung aufzusuchen. Nicht dringende Termine sollen demnach bis auf weiteres verschoben werden – mehr dazu in Keine Arztbesuche ohne Voranmeldung (noe.ORF.at; 15.3.2020).