Viele Einwegflaschen liegen auf einem Haufen
APA/Sebastian Kahnert
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Umwelt

Plastikpfand: Getränkefirmen skeptisch

Österreich überarbeitet derzeit sein Abfallwirtschaftsgesetz und denkt über ein Pfand für Plastikflaschen nach. Damit soll eine EU-Quote erfüllt werden: Bis 2029 müssen 90 Prozent der PET-Flaschen recycelt werden. Hersteller aus Niederösterreich favorisieren unterschiedliche Wege.

In Österreich werden derzeit 70 Prozent aller Plastikflaschen gesammelt und aufbereitet. Eine EU-Richtlinie sieht vor, dass Getränkeflaschen aus Kunststoff bis 2025 zu zumindest 77 und bis zum Jahr 2029 zu zumindest 90 Prozent getrennt gesammelt und recycelt werden müssen. Um auf diese Quote zu kommen, wird über die Einführung eines Pfandsystems für Plastik diskutiert – mehr dazu in Pfand auf Plastikflaschen: Details werden ausgearbeitet (news.ORF.at; 02.06.2020).

Egger: Mehrweg-Glas statt Pfandsystem

Prinzipiell wird mit einem Pfandsystem die Rückgabe und Sammlung von PET-Flaschen organisiert. Eine Vermeidung von Plastik sei das nicht, heißt es von Egger Getränke mit Sitz in Unterradlberg bei St. Pölten. Das Pfandsystem sei positiv, aber „sammeln ist gut, Plastik vermeiden besser. Alles was in Glas-Mehrweg produziert wird, reduziert automatisch PET-Flaschen“, so Verkaufsleiter Frank van der Heijden gegenüber noe.ORF.at. Egger investierte erst in eine Glasfüllablage. Glasflaschen würden, neben Aluminiumdosen und PET, zwar noch den kleinsten Anteil der jährlich 400 Millionen abgefüllten Getränke ausmachen, aber der Sektor wachse am stärksten. PET würde gleichzeitig langsam sinken.

Auch an den Absatzzahlen würde man sehen, dass Konsumentinnen und Konsumenten stärker zu Glas- als zu Plastikverpackung tendieren. Die Mehrwegglasflaschen könne man 50 Mal wiederverwenden, so Frank van der Heijden: „Das bedeutet, dass bei jedem Mal eben keine neue PET-Flasche in Umlauf gebracht wird. Damit verringern sich die Kosten für das Sammeln, Sortieren und Recyceln von Plastik.“ Glas wird am Getränkemarkt aber noch relativ wenig verwendet. Laut Greenpeace sind es 20 Prozent, in den 1990er-Jahren waren es laut der Umweltorganisation bereits einmal 80 Prozent.

Viele leere Glasflaschen
APA/dpa/unbekannt
Von zehn bis 50 Mal – über die Frage, wie oft Glasflaschen aufbereitet werden können, sind sich die Getränkefirmen uneins

Vöslauer wartet Einschätzungen der Wissenschaft ab

Bei Vöslauer Mineralwasser im Bezirk Baden wirbt man schon länger damit, dass aus jeder PET-Flasche wieder eine PET-Flasche wird. Der Kreislauf der Plastikflasche sei sozusagen geschlossen – aber eben nur, was PET-Flaschen von Vöslauer betrifft. Das Pfandsystem hätte auf den Prozess des Unternehmens keine Auswirkungen, so Vöslauer-Geschäftsführerin Birgit Aichinger: „Die Art und Weise, wie man zu den PET-Flaschen kommt ändert sich, aber nicht der Recycling-Prozess an sich.“

Bei der Diskussion um das Pfandsystem wolle Vöslauer die Meinungen der Experten abwarten, so Aichinger: „Es gibt Quellen, die sagen, dass PET-Flaschen lediglich 15 Prozent des Kunststoffmülls ausmachen, ob ein Einwegpfand die richtige Lösung ist, darüber herrscht selbst in Expertenkreisen unseres Wissens nach noch kein Konsens. Uns ist wichtig, dass PET-Flaschen richtig getrennt und gesammelt werden, denn sie sind ein Wertstoff und kein Müll.“

„Recycelte PET-Flasche jeder Glasflasche überlegen“

Die NÖM AG mit Sitz in Baden warte ebenfalls auf die Meinungen der Experten, so Alfred Berger, einer der Vorstände. „Das Pfand würde uns vielleicht von 76 auf 81 Prozent bringen, weil wir schon eine sehr hohe Recyclingquote haben. Die Einführung kostet aber in Österreich geschätzt etwa bis zu 150 Millionen Euro. Das ist zu teuer.“ Bei NÖM evaluiere man gerade mehrere Wege, darunter auch Glas.

„In der Gesamtökobilanz ist es aber schwer zu beurteilen, ob Glas wirklich ökologischer ist im Prozess. Mehrweg-Glas kann maximal zehn Mal wiederverwendet werden. Viele Studien gehen aber von 30 Mal aus. Das ist unrealistisch.“ Man wolle die „nachhaltig richtigste Lösung“ finden. Zurzeit sei aber die PET-Flasche bei NÖM, die etwa für Milch verwendet wird und zur Gänze aus recyceltem Plastik besteht, in punkto Wiederverwertung „jeder Glasflasche überlegen“. Welche Materialien man in Zukunft verwenden werde, sei aber noch lange nicht entschieden, so Berger.