CoV Gastronomie Wirte Pulker Lockdown
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Wirtschaft

Wirte: „Kassen sind leer, wir brauchen Cash“

Ab Dienstag beginnt in Österreich der zweite Lockdown. Die Gastronomie und die Hotellerie sind neuerlich massiv betroffen. Wirtshäuser, Bars und Kaffeehäuser müssen schließen. In Niederösterreich fordern die Betroffenen vom Bund nun rasch finanzielle Hilfe.

Sonntagvormittag im Restaurant Stierschneider in Spitz an der Donau (Bezirk Krems). Der Stammtisch ist voll, daneben wird eifrig geschnapst, am Ende der Gaststube sitzt der Sparverein. Das Geschäft läuft bei Gastronom Ewald Stierschneider. Umso mehr ärgert er sich über den von der Bundesregierung angekündigten Lockdown: „Aber dass immer auf die Gastronomie hingehaut wird, ist ja nichts Neues mehr.“

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Für die Schnapser-Runde in Spitz an der Donau war es wohl die letzte für mehrere Wochen

Ab Dienstag müssen die Lokale für die nächsten gut vier Wochen schließen. Speisen und Getränke dürfen nur noch ausgeliefert oder abgeholt werden. Dieser drastische Schritt hat offenbar viele Gastronomen überrascht, wie auch Kerstin Siedler aus Mautern (Bezirk Krems) erzählt: „Wir mussten uns jetzt sehr schnell anpassen, weil wir heute den letzten Tag offen haben, müssen natürlich auch alle Lebensmittel entsprechend verräumen.“

„Waren Vorreiter in Europa“

Christian Wildeis, Gastronom in Weißenkirchen in der Wachau (Bezirk Krems) ärgert sich vor allem, weil die Gastronomiebetriebe im Vorfeld nicht eingebunden waren: „Wir haben gestern davon erfahren. Bis jetzt hatten wir sehr liberale und freizügige Regeln in der Gastronomie und jetzt kommt ein abrupter Lockdown. Das finden wir sehr schade, weil meiner Ansicht nach dazwischen auch etwas hätte sein können.“ Zudem hätten sich die Gastrobetriebe an die Vorgaben wie Gästelisten oder Hygienemaßnahmen gehalten.

„Wir waren hier Vorreiter in Europa“, lobt der Obmann des Fachverbands Gastronomie in der Wirtschaftskammer, Mario Pulker, seine Mitgliedsbetriebe: „Natürlich wäre es uns auch lieber gewesen, wir hätten den Beginn auf nächste Woche Mittwoch oder Donnerstag schieben können, aber das war aufgrund der stark wachsenden Infektionszahlen nicht mehr möglich.“ Schließlich gebe es mittlerweile auch kritische Stimmen, die davon sprechen, dass die Maßnahmen zu spät kommen würden.

Hotelsaison vor dem Ende

Neben Lokalen müssen auch Hotels vorübergehend zusperren, einchecken dürfen nur noch Geschäftsreisende. Für Hotelier Wildeis ist die Saison damit beendet: „Wir hatten bis jetzt eine sehr gute Saison, sind jetzt schon in der Nebensaison, waren dieses Wochenende aber noch sehr gut besucht.“ Jetzt müssen am Montag alle Gäste abreisen, das Hotel wird danach zumindest bis Jahresende zugesperrt.

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neue Maßnahmen im zweiten Lockdown von 3. bis 30. November
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Laut Pressekonferenz der Regierung vom 31. Oktober sollen die neuen Maßnahmen vorerst bis 30. November gelten
neue Maßnahmen im zweiten Lockdown von 3. bis 30. November
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neue Maßnahmen im zweiten Lockdown von 3. bis 30. November
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Die Regierung hat bei der Pressekonferenz am Samstag aber finanzielle Hilfe versprochen. Die gesperrten Betriebe sollen bis zu 80 Prozent des November-Umsatzes aus dem Vorjahr bekommen, dürfen aber keine Mitarbeiter kündigen. Wildeis ist noch skeptisch: "Wir sind ein Saisonbetrieb, das heißt, die Mitarbeiter hätten jetzt frei und unsere Befürchtung ist, dass wir dann die gleiche schwierige Situation wie im Frühjahr haben, mit dem Coronavirus-Nothilfefonds, der für uns heute noch nicht zufriedenstellend geregelt ist.

Förderungen des Bundes sind „lächerlich“

„Wir haben im März schon erlebt, dass die Auszahlung der Förderungen von 500 bis 1.500 Euro für große, aber auch kleine Betriebe, die Versicherungen, Wasser, Heizung, etc. zu zahlen haben, lächerlich ist“, betont Stierschneider. Pulker fordert deshalb vom Bund, die angekündigten Hilfen rasch und unkompliziert auszubezahlen: „Die Kassen sind leer, die Betriebe sind geschlossen, das heißt, wir brauchen Cash.“

Die Gäste reagierten auf die verschärften Maßnahmen mit geteilter Meinung. „Wenn man die Betriebe zusperrt, treffen sich die Leute ohnehin wieder irgendwo, das kann man nicht verhindern“, glaubt Helmut Scharnagl aus Spitz an der Donau. Als Alternative hätte er sich deshalb gewünscht, alle Betriebe bis 20.00 Uhr geöffnet zu halten. Elisabeth Trenkwalder aus Linz hält die Maßnahmen für höchst notwendig: „Die Zahlen sprechen für sich, da müssen wir jetzt durch, jeder trägt Verantwortung.“

Einige Betriebe bereiten sich unterdessen wieder auf die Abholung oder Auslieferung vor. „Der Vorteil ist jetzt, dass wir es schon einmal hatten und wissen, wie wir damit umgehen sollen“, zeigt sich Siedler optimistisch. Auch Stierschneider will diesen Service wieder anbieten. Zudem hofft er zumindest bis Montagabend noch auf große Umsätze, ehe ab Dienstag, 0.00 Uhr zumindest bis Ende November die Lichter ausgehen.