Verkehr

1,8 Mrd. Euro sollen Waldviertel beleben

Die Waldviertelautobahn ist vom Tisch, stattdessen wurde ein 1,8-Milliarden-Euro-Paket für den Ausbau von Straßen und Schienen im Waldviertel und westlichen Weinviertel vorgestellt. Damit will man den Bevölkerungsrückgang in der Region stoppen.

Einzelne Bezirke in peripheren Lagen im Wald- und Weinviertel kämpfen mit einem Bevölkerungsverlust von einem Prozent pro Jahr. Dieser Entwicklung hätte auch die Waldviertelautobahn nichts entgegensetzen können, sagte Ziviltechniker Thomas Knoll, der mit einem Team in den vergangenen zwei Jahren die strategische Prüfung des Projekts durchgeführt hatte.

„Die Autobahn wirkt relativ spät, erst in 15 bis 20 Jahren. Das ist eine Wirkung, die für die Bevölkerungsentwicklung zu spät ist. Zweitens wirkt sie eher überregional und nicht in der Fläche“, so Knoll. Darüber hinaus würden nur einzelne Gemeinden von einer Autobahn durch das Waldviertel profitieren, nicht aber die gesamte Region.

Sechs Projekte auf Straße und Schiene

Um die Lebensqualität und die Bevölkerungszahlen zu erhalten, wurde daher empfohlen, die Landesstraßen und Bahnangebote auszubauen. In beiden Bereichen sind jeweils sechs Projekte geplant.

Auf der B2 zwischen Guntersdorf (Bezirk Hollabrunn), Horn und Schrems (Bezirk Gmünd) sollen Umfahrungen den Durchzugsverkehr reduzieren. 90 Millionen Euro fließen etwa in entsprechende Projekte in Platt, Mittergrabern (beide Bezirk Hollabrunn), Brunn an der Wild (Bezirk Horn), Scheideldorf sowie Stögersbach (beide Bezirk Zwettl). Neue Fahrspuren sind darüber hinaus in Wild und Wildhäuser, Allwanger Spitz (Bezirk Zwettl) sowie zwischen Vitis (Bezirk Waidhofen an der Thaya) und Schrems (Bezirk Gmünd) geplant.

Auf der B4 zwischen Stockerau (Bezirk Korneuburg) und Horn sind Investitionen in der Höhe von 40 Millionen Euro geplant. Die Anschlussstelle Stockerau-Nord soll umgebaut werden, bei Zissersdorf, Niederrussbach, Harmannsdorf (alle Bezirk Korneuburg), Heldenberg (Bezirk Hollabrunn) und Mörtersdorf (Bezirk Horn) sollen zusätzliche Fahrspuren gebaut werden. Auf der B37 zwischen Krems und Zwettl will man ebenfalls in die Sicherheit investieren, unter anderem am Gneixendorfer Berg. Darüber hinaus soll eine neue Anschlussstelle Gneixendorf Süd errichtet, die Kreuzung Rastenfeld umgebaut werden und neue Spuren zwischen Rastenfeld-Rastenberg (alle Bezirk Krems) und Stausee-Friedersbach Ost (Bezirk Zwettl) dazukommen.

Infrastruktur Projekte statt Waldviertelautobahn
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Verbesserungen soll es auch auf der B36 zwischen Waidhofen an der Thaya, Zwettl und Pöggstall (Bezirk Melk) geben. 25 Millionen Euro sind für diesen Abschnitt vorgesehen und umfassen etwa neue Fahrspuren zwischen Vitis (Bezirk Waidhofen an der Thaya) und Waidhofen an der Thaya oder Bestandsverbesserungen im Bereich zwischen Pöggstall und Zwettl. Geprüft werden soll, ob die Errichtung der Umfahrung Großglobnitz-Kleinpoppen (beide Bezirk Zwettl) auf 2021 vorgezogen werden kann.

25 Millionen Euro fließen in die B38, die Verbindung von Zwettl über Karlstift (Bezirk Gmünd) zur Grenze zwischen Nieder- und Oberösterreich. Darin sind etwa die Umfahrung Merzenstein (Bezirk Zwettl) sowie neue Fahrspuren zwischen Langschlag (Bezirk Zwettl), Karlstift und der Bundesländergrenze enthalten. Auf der B41 zwischen Schrems und Karlstift sollen 15 Millionen Euro investiert werden, unter anderem in ein Kreuzungsprojekt bei Großdietmanns (Bezirk Gmünd) und eine neue Fahrspur bei Großdietmanns und Gmünd.

Von Gmünd zum Flughafen in zweieinhalb Stunden

Im Bahnbereich wird die Franz-Josefs-Bahn mit der Westbahnstrecke verbunden. Von Gmünd soll der Flughafen in Schwechat damit ab 2029 ohne Umsteigen in weniger als zweieinhalb Stunden erreichbar sein. Starke Pendlerstrecken wie die Nordwestbahn oder die Laaer Ostbahn sollen bis 2032 stellenweise auf zwei Gleise ausgebaut werden, damit mehr Züge fahren können. Konkret wurden zehn zusätzliche Züge pro Werktag angekündigt. Verbesserungen soll es auch auf der Kamptalbahn und der Kremserbahn geben, auf der ab 2024/25 künftig elektrisch betriebene Züge fahren sollen.

Die Straßen- und Schienenprojekte sollen bis 2035 fertiggestellt sein und damit deutlich früher, als das bei der Waldviertelautobahn der Fall gewesen wäre. „Wir erreichen damit statt einer singulären Maßnahme alle im nördlichen Niederösterreich. Das ganze Waldviertel und das westliche Weinviertel profitieren davon“, sagte Mobilitätslandesrat Ludwig Schleritzko (ÖVP) bei der Präsentation der Verkehrsprojekte am Dienstag in St. Pölten.

440 Millionen Euro sollen in die Straßen und mehr als 1,3 Milliarden Euro in die Bahn investiert werden und Menschen dazu bewegen, nicht nur im Waldviertel zu bleiben, sondern auch dorthin zu ziehen. „Der Unterschied zur Autobahn ist, dass diese Maßnahmen Schritt für Schritt wirksam werden“, sagte Ziviltechniker Thomas Knoll. „Wir brauchen Wirksamkeiten bereits in den nächsten Jahren. Wir können nicht 15 bis 20 Jahre warten. Dann hätten wir 15 bis 20 Prozent Bevölkerungsrückgang und das ist viel zu viel, um eine durchgehende Siedlungsstruktur im nördlichen Niederösterreich aufrechtzuerhalten“, so Knoll.