Symbolbild Homeoffice
ORF/Iris Hofmeister
ORF/Iris Hofmeister
Coronavirus

Lockdown: „Schüler halten es nicht mehr aus“

Die Schulschließungen könnten laut Medien länger dauern. Für die Schüler sei der dritte Lockdown schon jetzt eine große psychische Belastung, sagt Bundesschulsprecherin Alexandra Bosek gegenüber noe.ORF.at. Viele hätten Sorge, etwas von ihrer Jugend zu verpassen.

Die von der Bundesregierung in Aussicht gestellten Coronavirus-Tests für Schülerinnen und Schüler werden von der Schülervertretung unterstützt. Bundes- und AHS-Landesschulsprecherin Alexandra Bosek vom BG/BRG Biondekgasse Baden glaubt, dass viele Jugendliche an den Tests teilnehmen werden. Die Tests seien eine Hoffnung, um wieder zum geregelten Schulunterricht zurückkehren zu können, sagt Bosek gegenüber noe.ORF.at. Die aktuelle Situation sei jedoch sehr belastend.

„Bei den anderen Lockdowns war es immer so, dass wir gesagt haben, wir halten das Distance-Learning gerade noch aus. Mittlerweile ist es so, dass alle Schülerinnen und Schüler größtenteils wieder zurück in die Schule wollen“, sagt die Bundesschulsprecherin. Der psychische Druck sei enorm. Viele Schüler wollen zudem ihre Freundinnen und Freunde wiedersehen. „Ich glaube, mittlerweile ist auch das Bewusstsein bei allen Jugendlichen geschaffen, dass wir alle an einem Strang ziehen, uns testen lassen und darauf hoffen, dass eine Rückkehr zum gewohnten Schulbetrieb dadurch möglich ist.“

„Soziale Netzwerke sind kein Ersatz“

Die hohe psychische Belastung sei schon jetzt ein Problem für viele Schülerinnen und Schüler. „Für einige Jugendliche war die Schule bisher ein Rückzugsort von Zuhause. Man hat schon in den ersten beiden Lockdowns gesehen, dass die Suizid-Rate gestiegen ist“, sagt Bosek. „Uns fehlt das Kommunikative, auch wenn wir sehr viel in sozialen Netzwerken kommunizieren, ist es nicht dasselbe.“

Ein Gedanke sei dabei besonders vorherrschend. Es gehe darum, ob die Jugendlichen derzeit etwas verpassen. „Ob wir sozusagen unsere Jugendzeit gerade verpassen, ob wir es verpassen Freunde kennenzulernen, zu treffen oder Freundschaften zu knüpfen. Das macht einen wirklich fertig“, schildert die Bundesschulsprecherin die aktuelle Gefühlslage der Schülerinnen und Schüler.

Bildungslücken durch Distance-Learning

Problematisch sieht Bosek aktuell auch die Beurteilung der schulischen Leistungen. „Jetzt gerade ist es beim Distance-Learning so, dass man auf Mitarbeit zählt, aber es gibt eben Schülerinnen und Schüler, die schriftlich viel besser sind als mündlich, die sich vielleicht nicht trauen, etwas zu sagen. Gleichzeitig muss man festhalten, dass die Schularbeiten und Tests wahrscheinlich nicht dem jetzigen Leistungsstand der Schülerinnen und Schüler entsprechen“, sagt Bosek.

Sie sei überzeugt davon, „dass es im Distance-Learning, trotz der weiterentwickelten Digitalisierung, Bildungslücken gibt und der Unterricht nicht dieselbe Qualität haben kann, wie der Präsenzunterreicht“. Zudem sei es schwierig, den Stoff alleine zu bearbeiten. Nicht alle Elternhäuser hätten die Ressourcen, um Nachhilfe zu finanzieren oder ihr Kind selbst zu unterrichten. „Ich glaube, dass das jetzt die größten Probleme sind und dort, wo die Probleme schon da waren, werden sie noch größer“.

Um eine sichere und geregelte Rückkehr zum Präsenzunterricht zu ermöglichen, seien laut Bosek zudem drei Maßnahmen nötig: Neben den von der Bundesregierung in Aussicht gestellten Coronavirus-Tests müsse es auch einen gestaffelten Schulbeginn geben, um Ansammlungen im Schulgebäude zu vermeiden. Außerdem sei eine Aufstockung von Schulbussen zu Spitzenzeiten nötig. Damit könne auch ein sicherer Schulweg gewährleistet werden.

Vorerst noch keine Entscheidung über Schulöffnung

Die Entscheidung über die Rückkehr der Schüler in den Präsenzunterricht wird vermutlich erst am Mittwoch oder Donnerstag fallen. Ziel sei es, bis Mitte der Woche Klarheit zu haben, hieß es aus dem Bildungsministerium gegenüber der APA. Im Kanzleramt verwies man wiederum auf das Bildungsressort.

Die vor allem in Großbritannien aufgetretene Mutation des Coronavirus mache die Situation nicht leichter, so das Bildungsressort. Man werde nun aber „zügig anhand von Fakten und Infektionslage entscheiden“. Zuvor hatten mehrere Medien berichtet, dass die Schulen bis zu den nach Bundesländern gestaffelten Semesterferien im Distance Learning bleiben sollen. Diese Spekulationen wolle man nicht kommentieren, so die Sprecherin von Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP).