Direkt neben der Harlander Straße im Süden von St. Pölten heben Bagger seit kurzem das Fundament für eine Wohnhausanlage aus – 40 Wohnungen und eine Tiefgarage sollen hier in den nächsten Monaten entstehen. Ein Projekt, das bei der ÖVP für viel Kritik sorgt. „Die Stadt wächst viel zu schnell, man sieht es an allen Ecken und Enden“, sagt Spitzenkandidat Matthias Adl bei einem Lokalaugenschein.
„Wer kann das wollen, wenn die Infrastruktur dahinter nicht nachkommt?“, fragt Adl und rechnet vor, dass in den nächsten zehn Jahren 5.000 neue Wohnungen in der Landeshauptstadt entstehen sollen. „Verglichen mit heute ist das ein Wachstum von 20 Prozent.“
Forderung nach „Stadtteilgarantie“
Kritik, mit der die ÖVP in der Bevölkerung auf offene Ohren stößt: „Im Moment sind viele Wohnungen leer, es wäre angebracht, zuerst diese voll zu bekommen“, sagt eine Frau, die in einem Einfamilienhaus ganz in der Nähe der Baustelle wohnt. „Ich habe das schon in einem E-Mail bekannt gegeben, dass ich nicht für diese Verbetoniererei, für diese Bodenverdichtung bin“, ergänzt ein Radfahrer.
Nicht zuletzt deshalb fordert die ÖVP eine „Stadtteilgarantie“, also dass es für jedes Kind in jedem Stadtteil einen Kindergartenplatz und einen Volksschulsplatz gibt. Außerdem will der Vizebürgermeister das Stadtbusnetz und die Radwege ausbauen. „Und das Nächste ist, dass wir dafür sorgen wollen, dass sich wieder Kinderärzte in St. Pölten niederlassen und die Hausarztstellen nachbesetzt werden“, sagt der Spitzenkandidat und Vizebürgermeister.
Die ÖVP geht am Wahlsonntag mit 84 Kandidatinnen und Kandidaten ins Rennen, nur die SPÖ hat auch so viele. Das Wahlziel von Matthias Adl ist ein „großes Plus“, um die Rolle in der Opposition weiterhin wahrnehmen zu können: „Das ist wichtig, damit wir der SPÖ überall dort, wo sie in der Stadt ihre Finger drinnen hat, auch auf die Finger schauen können.“ Vor fünf Jahren erreichte die ÖVP mit etwas mehr als 20 Prozent der Stimmen Platz zwei.
Die Gemeinderatswahl in St. Pölten findet am 24. Jänner statt. Die Wahllokale haben zwischen 7.00 und 16.00 Uhr geöffnet. Zur Wahl stehen sechs Parteien: SPÖ, ÖVP, FPÖ, Grüne, NEOS und KPÖ. In der Landeshauptstadt sind 46.621 Menschen wahlberechtigt.