Mit dem neuen Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz soll künftig vor Ort produzierter Strom mit Nachbarn geteilt und verbraucht werden. Beim Pilotprojekt „Energiezukunft Gölsental“ in St. Veit an der Gölsen passiert das schon. Der Strom wird „gleich um’s Eck“ im historischen Kleinwasserkraftwerk Steinwandleiten produziert.
Das mehr als 100 Jahre alte Kraftwerk war seit 2016 außer Betrieb. Nach seiner Revitalisierung liefert es nun wieder Strom für etwa 100 Haushalte in der Region. „Die Idee von Energiegemeinschaften entstammt dem Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz. Wir haben versucht, zu simulieren, wie so eine Energiegemeinschaft aussehen kann. Wir beliefern Kunden direkt aus einem Kraftwerk mit regionalem Öko-Strom“, erklärt Dominik Jarmer, EVN-Projektleiter „Energiezukunft Gölsental“.
Bis zu acht Prozent geringere Stromkosten
Nicht nur dem Kraftwerk wird dadurch eine Zukunft geschenkt, auch die Kunden sollen profitieren. Künftig soll es gesetzlich möglich sein, bei Netzgebühren und Abgaben zu sparen, da man keine überregionalen Netze nutzt.

In der Simulation spart sich ein Durchschnittshaushalt bis zu 50 Euro oder acht Prozent der jährlichen Stromkosten. Das kommt gut an: 60 Haushalte nehmen am Pilotprojekt „Energiezukunft Gölsental“ teil. „Das Interesse am Projekt war im Ort von Anfang an sehr groß. Regionalität und erneuerbare Energie spielen nicht nur hier eine immer größere Rolle“, so Bürgermeister Johann Gastegger (SPÖ).
Weitere Energiegemeinschaften geplant
Bis November läuft das Pilotprojekt noch. Je nachdem wie das neue Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz konkret ausfallen wird, sollen zukünftig noch viele weitere „Energiegemeinschaften“ gegründet werden. Vergangene Woche wurde das Gesetz im Ministerrat beschlossen. Wenn es keine weiteren Verzögerungen gibt, könnte das Gesetzespaket zwar um ein halbes Jahr verspätet, aber noch vor dem Sommer in Kraft treten. Im Gölsental sieht man jedenfalls großes Potenzial, was gemeinschaftlich erzeugte bzw. genützte Energie betrifft. Denn nicht nur mit Wasserkraft seien ähnliche Modelle denkbar, sondern auch mit Photovoltaik und kleiner Windkraft.
„Unser langfristiges Ziel ist es, viele dieser Energiegemeinschaften zu betreiben und zu helfen, lokalen Ökostrom zu erzeugen und gemeinsam vor Ort zu verbrauchen“, so Dominik Jarmer. Dadurch erwartet man sich eine Entlastung des überregionalen Stromnetzes und eine von globalen Märkten unabhängigere Stromerzeugung.