Agrana-Zuckerwerk in Leopoldsdorf
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Wirtschaft

Agrana steigerte Gewinn trotz Krise

Der börsennotierte Frucht-, Zucker- und Stärkekonzern Agrana bilanziert das abgelaufene Geschäftsjahr positiv. Der Umsatz kletterte auf 2,55 Milliarden Euro. Unter dem Strich steht ein Gewinn von 55 Millionen Euro. Bis 2040 will der Konzern klimaneutral sein.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr war die Covid-19-Pandemie für alle Segmente das bestimmende Thema, teilte das Unternehmen am Dienstag bei einer Online-Pressekonferenz mit. „Trotz der außergewöhnlichen Rahmenbedingungen durch die Covid-19-Pandemie konnten wir im abgelaufenen Geschäftsjahr ein solides Ergebnis erzielen“, so der scheidende Agrana-Langzeitchef Johann Marihart. „Insgesamt zeigt sich einmal mehr, dass unsere stabile Geschäftsentwicklung zu einem Gutteil auf die Diversifikation unserer Geschäftsbereiche zurückzuführen ist.“

Agrana spricht im Ausblick zwar von „weiterhin großen Herausforderungen aufgrund der Pandemie“. Trotzdem erwarte man fürs Geschäftsjahr 2021/22 einen deutlichen EBIT-Anstieg. Beim Konzernumsatz wird von einem moderaten Anstieg ausgegangen. Investiert werden sollen über alle drei großen Geschäftsbereiche hinweg 91 Millionen Euro. Abschreibungen sind in der Höhe von rund 121 Millionen Euro geplant.

Umsatz im Fruchtsegment gesunken

Im Segment Frucht lag das Fruchtzubereitungsgeschäft demnach trotz Einmaleffekten ergebnismäßig über dem Vorjahr. Beim Fruchtsaftkonzentratgeschäft hingegen trafen schwache Apfelernten auf eine wegen des Coronavirus schwache Nachfrage vor allem im unter den Lockdown ächzenden Gastronomie- und Tourismusbereich. Das führte in Summe zu einem deutlich schlechteren Ergebnis. Der Umsatz sank im Fruchtsegment im Vergleich mit dem Geschäftsjahr davor von 1,19 auf 1,17 Mrd. Euro.

Im Segment Stärke standen schwächeren Stärke-Absätzen an die grafische Papierindustrie (Print) Mehrverkäufe an Kartonhersteller (Verpackung) gegenüber. Insgesamt seien die Stärke-Margen nachfragebedingt geringer ausgefallen, wodurch die operative Performance des Segmentes unter dem Vorjahr lag. Der Umsatz kletterte von 807 auf 821,9 Millionen Euro.

Im Segment Zucker gab es neuerlich ein negatives Ergebnis. Dies, obwohl höhere Zuckererlöse und -mengen dazu beigetragen hätten, das Ergebnis im Jahresvergleich deutlich zu verbessern. Voriges Jahr gab es auch das Tauziehen um den Erhalt der Zuckerfabrik in Leopoldsdorf bei Wien (Bezirk Gänserndorf), die als eine der beiden Agrana-Zuckerproduktionsstätten in Österreich vorerst einmal gerettet ist. Der Zucker-Umsatz stieg von 488,3 auf 558,5 Mio. Euro.

Marihart verabschiedet sich Ende Mai

Bei der Agrana erfolgen auch Wechsel in der Chefetage. Der Langzeit-Chef des Agrana-Konzerns, Johann Marihart (70), blieb zuletzt überraschend drei Monate länger im Amt. Der Vertrag des Routiniers wäre Ende Februar ausgelaufen, wurde aber vom Aufsichtsrat bis Ende Mai verlängert. Der Niederösterreicher gilt als einer der längstdienenden Firmenchefs in Österreich. Ab der Gründung der Agrana 1988 war Marihart im Vorstand, ab 1992 fungierte er als Vorstandsvorsitzender.

Neuer Agrana-Vorstandsvorsitzender ab Anfang Juni wird Markus Mühleisen (54). Zudem wird Ingrid-Helen Arnold (52) ab 1. Juni 2021 bis 30. April 2024 zum Mitglied des Vorstands der Agrana Beteiligungs-AG bestellt, wie am Dienstag mitgeteilt wurde.

Die aus München stammende Vorständin der Südzucker AG, die ein großer Agrana-Aktionär ist, wird bei Agrana das Ressort Interne Revision verantworten. Sie folgt in dieser Funktion Thomas Kölbl, der mit 31. Mai aus dem Agrana-Vorstand ausscheiden und sich voll auf seine Funktion als Finanzvorstand der Südzucker AG konzentrieren wird. Kölbl war über 15 Jahre im Agrana-Vorstand tätig. Der Aufsichtsrat dankte ihm.

Konzern will bis 2040 klimaneutral werden

Der börsennotierte Agrana-Konzern will bis 2040 klimaneutral werden, kündigte das Unternehmen bei seiner Bilanzpressekonferenz am Dienstag an. Dafür sind insgesamt Investitionen von 400 Millionen Euro geplant. Der CO2-Ausstoß des weltweit tätigen Konzerns belief sich zuletzt (direkt und indirekt) auf 740.000 Tonnen/Jahr. Klimaneutralität bedeute ab 2040 „null CO2 aus fossilen Brennstoffen“ auszustoßen.

Zwischenziel bis 2025 ist eine Reduktion der konzernweiten CO2-Emissionen um 25 Prozent. Dafür werden in den kommenden Jahren jeweils 10 Millionen Euro investiert. Zwei Zuckerfabriken – eine in der Slowakei und eine in Tschechien – werden derzeit noch mit Kohle betrieben. Der Kohleausstieg erfolgt in der Slowakei noch heuer, in Tschechien im Geschäftsjahr 2025/26. Der Umstieg auf Grünstrom soll insgesamt mit der verstärkten Nutzung von Biomasse gelingen, auch „grünere“ Rohstoffreste sollen in der Zukunft verarbeitet werden.