Rotorblatt in Glinzendorf abgebrochen
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Chronik

Rotorblattabsturz war Folge von „Fehlerverkettung“

Eine „Verkettung mehrerer ungewöhnlicher Fehler“ hat laut EVN dazu geführt, dass Anfang August in Glinzendorf (Bezirk Gänserndorf) bei einem Windrad ein Rotorblatt abgebrochen und zu Boden gestürzt ist. Verletzt wurde bei dem Vorfall niemand.

Seit dem Unfall wurde die Ursache „akribisch“ untersucht, sagte EVN-Sprecher Stefan Zach. Laut dem Abschlussbericht sei in den Bohrungen des Blattlagers leichter Rostflug, also Korrosion, festgestellt worden. Dadurch sei die Verschraubung der Rotorblätter geschwächt gewesen.

Um solche Beschädigung zu registrieren, sind in den Windkraftanlagen speziell für diese Fälle Früherkennungsüberwachungssysteme installiert. Diese Systeme führen dazu, dass die Anlagen abgeschaltet werden, lange bevor es zu einem Schadensfall kommen kann. In Glinzendorf konnte jedoch das Fehlersignal nicht weitergegeben werden, erklärt Zach. Der Abschaltprozess wurde daher zu spät eingeleitet, weshalb das Rotorblatt brach und zu Boden stürzte.

Laut EVN „absoluter Einzelfall“

Neben den Anlagen in Glinzendorf betreibt die EVN zehn weitere Anlagen dieses Typs in Niederösterreich. Nach dem Unfall bzw. den Erkenntnissen, die zum Unfall geführt haben, haben die Experten alle baugleichen Anlagen auf mögliche Korrosionsschäden und Störungen der Überwachungsanlagen hin überprüft. Es wurden jedoch keine ähnlichen Schäden gefunden, hieß es gegenüber noe.ORF.at. Die EVN spricht von einem „absoluten Einzelfall“.

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Rotorblatt in Glinzendorf abgebrochen
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Das Rotorblatt fiel etwa 100 Meter in die Tiefe
Rotorblatt in Glinzendorf abgebrochen
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Die Spitze des Rotorblattes beschädigte eine Stiege am Windrad
Rotorblatt in Glinzendorf abgebrochen
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Ein Ausschnitt der Abbruchstelle am Windrad

Beim defekten Windrad im Glinzendorf gehen die Reparaturarbeiten in den kommenden Tagen in die letzte Etappe. Als letzter Schritt wird ein neues Rotorblatt montiert. Die Arbeiten werden etwa drei Tage in Anspruch nehmen. Am Sonntag könnten die letzten beiden Rotorblätter abgenommen werden, danach folgen die Nabe bzw. die neuen Blätter. Sollten die Windprognosen halten, könnte das Windrad gegen Ende nächster Woche wieder in Betrieb gehen.

Experten aus Deutschland angefordert

Experten und Expertinnen jener deutschen Firma, die das Windrad gebaut hatte, haben die Windkraftanlagen in den vergangenen Wochen genau untersucht. Zunächst war unklar, ob es Materialermüdung war oder ob ein Steuerungsfehler in der Elektronik den Absturz des Rotorblattes ausgelöst haben könnte. Die Windkraftanlage ist mit neun Jahren noch nicht sehr alt, üblicherweise sind Windräder auf eine Betriebsdauer von 20 Jahren ausgelegt.

Ein vollautomatisches Sicherheitsprogramm hatte das Windrad bei dem Vorfall gestoppt. Somit fiel das 45 Meter lange Rotorblatt gerade zu Boden und wurde nicht weiter weggeschleudert. Es landete in einem Feld. Bei einer Wartung eine Woche vor dem Vorfall seien „keine Unregelmäßigkeiten“ festgestellt worden, sagte Zach, der von einem „äußerst ungewöhnliches Gebrechen“ sprach – mehr dazu in Rotorblatt von Windrad abgebrochen (noe.ORF.at; 8.8.2021).

Der Windpark in der Marchfeldgemeinde ist ein Gemeinschaftsprojekt von Wien Energie und EVN. Neun Anlagen produzieren seit 2012 Ökostrom für etwa 15.000 Haushalte. Die anderen acht Windräder sind weiterhin in Betrieb.