Ukrainische Frauen und Kinder in einer privaten Unterkunft im Bezirk Zwettl am 6. März 2022
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Ukraine-Krieg

Flüchtende in Privatquartieren aufgenommen

Die Hilfsbereitschaft gegenüber ukrainischen Flüchtenden zeigt sich auch daran, wie viele private Unterkünfte in Niederösterreich zur Verfügung gestellt werden. In Obergrünbach (Bezirk Waidhofen an der Thaya) fanden etwa 34 Frauen und Kinder eine Zuflucht.

Malbücher stapeln sich am Tisch, eine Mutter hilft ihrem Sohn beim Ausmalen mit einem grünen Buntstift. Kekse und Äpfel warten darauf, gegessen zu werden. Ältere Kinder zeigen sich gegenseitig Videos auf ihren Handys – eine alltägliche Szene. Für die Frauen und Kinder in diesem privaten Quartier in Obergrünbach war das vergangene Woche noch undenkbar, als sie auf der Flucht aus ihrer Heimat waren.

Das eigene Zuhause zurücklassen und von anderen Familienmitgliedern sowie Freunden Abschied nehmen, fiel alles andere als leicht, erzählt Lessia Samtzer, die nun im Quartier in Obergrünbach wohnt: „Ich hatte zwei Stunden Zeit, mich zu entscheiden. Zuhause ist mein Mann mit meinem älteren Sohn geblieben, er ist 21. Das war eine schwierige Entscheidung.“

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Ukrainische Frauen und Kinder in einer privaten Unterkunft im Bezirk Zwettl am 6. März 2022
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In diesem Haus wohnen ansonsten Saisonarbeiter
Ukrainische Frauen und Kinder in einer privaten Unterkunft im Bezirk Zwettl am 6. März 2022
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Die Familie Wunderlich stellte das Haus zur Verfügung
Ukrainische Frauen und Kinder in einer privaten Unterkunft im Bezirk Zwettl am 6. März 2022; im Bild: ein Hund
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Das Nötigste an Kleidung und persönlichen Gegenständen sowie Haustiere wurden aus der Ukraine mitgenommen
Ukrainische Frauen und Kinder in einer privaten Unterkunft im Bezirk Zwettl am 6. März 2022
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Die Unterkunft ist nun vorübergehend Zuhause für 34 Frauen und Kinder

„Ständig die Sirenen in den Ohren“

Die aus der Ukraine geflohene Svitlana Rohutska ist in derselben Unterkunft: „Ich habe gewartet. Ich habe gedacht, dass wieder Ruhe kommt, aber wenn du die ganze Nacht sitzt ohne Licht und ständig die Sirenen in den Ohren – alle ukrainischen Menschen haben gerade Angst“, sagt sie gegenüber noe.ORF.at.

Im Gebäude sind normalerweise Saisonarbeiter untergebracht. Besitzerin Elfriede Wunderlich aus Obergrünbach meldete die Unterkunft sofort für Schutzsuchende: „Ich habe selbst vier Kinder. Ich weiß, was die Menschen mitmachen. Man will einfach nur helfen. Ich freue mich so, dass sie in Sicherheit sind.“ Das Haus biete Platz für weitere 34 Personen.

4.000 Plätze in Privatquartieren in Niederösterreich

Österreichweit wurden bislang 3.000 Quartiere von Privatpersonen sowie von zivilgesellschaftlichen Initiativen bereitgestellt, 12.000 Schlafplätze stehen dort zur Verfügung. Etwa ein Drittel aller angebotenen Unterkünfte kommt aus Niederösterreich. Melden kann man etwa ein freies Zimmer oder eine leere Wohnung bei der Bundesagentur für Betreuungs- und Unterstützungsleistungen (BBU) oder beim Land Niederösterreich – mehr dazu in So kann man der Ukraine helfen (noe.ORF.at; 01.03.2022).

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Sammelaktion für Flüchtende in den ukrainischen Nachbarländern in Obergrafendorf
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Viele Initiativen organisieren weiterhin Spenden, hier etwa in Ober-Grafendorf
Sammelaktion für Flüchtende in den ukrainischen Nachbarländern in Obergrafendorf
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Am Montag soll ein Lkw die Spenden Richtung Ukraine bringen

„Am schnellsten wachsende Flüchtlingskrise“

Nach Angaben des Leiters des UNO-Flüchtlingshilfswerks vom Sonntag sind seit dem Einmarsch Russlands mehr als 1,5 Millionen Flüchtlinge aus der Ukraine in die Nachbarländer geflüchtet. Es handelt sich laut UNO-Hochkommissar für Flüchtlinge, Filippo Grandi, um „die am schnellsten wachsende Flüchtlingskrise in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg“.

Die meisten Flüchtenden sind nach wie vor in den Nachbarländern der Ukraine. In Polen trafen bis Sonntag 922.400 Flüchtlinge ein, etwa 120.000 Menschen suchen Schutz in der Republik Moldau, Rumänien zählte 227.500 Geflüchtete, Ungarn etwa 163.000. 114.000 Menschen suchten Zuflucht in der Slowakei. Um diese Menschen zu versorgen, organisieren viele Initiativen Hilfskonvois und sammeln Geld- sowie Sachspenden. So sind etwa seit Samstag fünf Lkw auf dem Weg in die moldawische Hauptstadt Chisinau, Montagvormittag startet ein Lkw mit Sachspenden aus Ober-Grafendorf (Bezirk St. Pölten).