Bei Impfungen denken die meisten mittlerweile fast automatisch an das Coronavirus. So entstanden in den vergangenen zwei Jahren Impflücken, die es laut Expertinnen und Experten dringend zu schließen gilt. Zuletzt warnte beispielsweise der Virologe Ewald Nowotny vor einer „Impfmüdigkeit“. Diese ortete er im Interview mit noe.ORF.at speziell bei Masern oder bei der – meist durch Zecken übertragenen – Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) – mehr dazu in „Impfmüdigkeit bei Standardimpfungen“ (noe.ORF.at; 8.4.2022).
Anlässlich der Europäischen Impfwoche von 24. bis 30. April ruft die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die europäischen Länder auf, regionale Immunisierungsaktionen zu starten und Bewusstsein zu schaffen. Mit diesen soll der Schutz der Bevölkerung in Bezug auf alle Infektionskrankheiten verbessert werden, die sich mit einer Impfung vorbeugen lassen.
In Niederösterreich nützt man die Aktionswoche laut der zuständigen Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) für kostenlose Masernimpfungen, die am 27. April starten sollen. Normalerweise lagern in den Landesimpfzentren nur Impfstoffe gegen das Coronavirus. Für nächste Woche wird nun auch der Kombi-Impfstoff gegen Masern, Mumps und Röteln geliefert. „Impfen schützt! Dieser Satz gilt nicht nur für Corona, sondern auch für viele andere Infektionskrankheiten“, so die Landesrätin in ihrer Ankündigung der Aktion. Mit dieser wolle man pandemiebedingten Lücken in den Impfpässen abseits des Coronavirus entgegenwirken.
Alle Landesimpfzentren nehmen teil
Zu den Öffnungszeiten der Landesimpfzentren können innerhalb der Aktionswoche alle Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher eine kostenlose Masernimpfung erhalten. Im Normalfall ist diese laut dem Büro der Gesundheitslandesrätin nur für Kinder und Jugendliche bis 15 Jahre gratis.
An der Aktion nehmen alle Landesimpfzentren teil. Eine kostenlose Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln kann man sich am 27. sowie am 29. April jeweils zwischen 14.00 und 19.00 Uhr holen. Derzeit betreibt das Land insgesamt neun Impfzentren: in Amstetten, Gmünd, Gerasdorf bei Wien (Bezirk Korneuburg), Horn, Mistelbach, Sankt Pölten, Tulln, Vösendorf (Bezirk Mödling) und Wiener Neustadt.
Masern-Impfschutz für alle Altersgruppen empfohlen
Um einen Impfschutz gegen Masern aufzubauen, braucht man zwei Impfdosen im Mindestabstand von vier Wochen. Auch wenn die erste Impfung schon viele Jahre zurückliegt, lässt sich der Schutz mit der zweiten Impfung jederzeit vervollständigen. Auffrischungsimpfungen sind nicht notwendig. Immunisierungen sind grundsätzlich in jedem Alter möglich. In Österreich ist der Masern-Mumps-Rötel-Impfstoff für Kleinkinder ab dem neunten Lebensmonat empfohlen. Frauen wird zu einer Immunisierung vor der Familienplanung geraten. In der Schwangerschaft ist die Masern-Impfung nicht möglich.
Masern gehören zu den ansteckendsten Infektionskrankheiten in Österreich. Nach einem Kontakt mit dem Virus, ist das Risiko zu erkranken sehr hoch, sofern man keinen entsprechenden Immunschutz aufgebaut hat. Insbesondere bei Kindern unter fünf Jahren und bei Erwachsenen über 20 Jahren können Masern zu schweren Komplikationen führen. Für eine Immunisierung braucht es zwei Teilimpfungen.