Selbstbedienungsladen Würnsdorf
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Chronik

Diebstähle in Selbstbedienungsläden häufen sich

Selbstbedienungsläden, in denen bäuerliche Produkte direkt vermarktet werden, haben während der Pandemie einen Boom erlebt. Die Betreiber vertrauen darauf, dass die Kunden ehrlich sind und bezahlen, zuletzt häufen sich jedoch die Diebstähle.

Elisabeth Hamersky betreibt in Würnsdorf (Bezirk Melk) einen nur fünf Quadratmeter großen Selbstbedienungsladen. 400 verschiedene Produkte stehen zur Auswahl, sie stammen von Erzeugern aus einem Umkreis von maximal 40 Kilometern. Das regionale Angebot schätzen aber nicht nur zahlende Kundinnen und Kunden, sondern auch Diebe.

„Momentan wird es eher schlimmer. Man merkt, die Leute wollen die Produkte, sie wollen regional kaufen, aber ich denke auch mit dem allgemeinen Standard an Gehalt, jetzt wo auch die Lebensmittelteuerungen da sind, ist es schwierig für sehr viele Leute, sich das zu leisten. Und dann greift man zu guten Produkten, aber bezahlt sie nicht oder nicht ganz“, sagt Hamersky.

Produkte im Selbstbedienungsladen Würnsdorf
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Auch Diebe stehlen offenbar gerne regional: Immer öfter wird im Selbstbedienungsladen in Würnsdorf nicht oder nicht vollständig bezahlt

Dem kleinen Laden gehen monatlich 300 bis 400 Euro verloren. Für Elisabeth Hamersky heißt es deswegen jeden Abend Überwachungskamerabilder schauen. „Es ist sehr anstrengend, weil ich 20 Minuten sitze und mir einen 24-Stunden-Tag in einem Halbe-Stunden-Durchlauf mit Stopp und Go anschaue.“ Bezahlt ein Kunde nicht oder nicht alle Waren, wird der Vorfall angezeigt.

Prinzersdorf: Diebe haben es auf Kassa abgesehen

Im Bauernladen in Prinzersdorf (Bezirk St. Pölten) hingegen wird weniger die Ware, sondern eher direkt Bargeld gestohlen. „Meistens relativ dreist. Sie (die Diebe; Anm.) kommen mit irgendeinem Werkzeug und versuchen, die Kassen aufzubrechen“, sagt Peter Kreimel, der Betreiber des Bauernladens. Für Kreimel ist der Gang auf das Polizeirevier deswegen längst Routine.

Bauernladen Prinzersdorf
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Im Bauernladen in Prinzersdorf hatten es Diebe zuletzt eher auf Bargeld als auf die Produkte abgesehen

Zumindest liegt die Aufklärungsrate der Polizei dank der zahlreichen Überwachungskameras in den beiden Läden in Würnsdorf und Prinzersdorf bei nahezu 100 Prozent. Die Diebe kommen laut Hamersky teilweise aus Wien, eher selten sind es Leute aus der Ortschaft. „Sie kommen eher aus größeren Städten wie St. Pölten, Wien oder Herzogenburg. Teilweise kommen ganze Partien, die dann auch randalieren.“

Kreimel bezweifelt, dass hinter den Diebstählen immer Geldnot als Motiv steckt. „Ich bin mir nicht sicher, ob das immer finanziell ist, oder ob da nicht auch einfach der Kick dahinter steht.“ In jedem Fall aber bedeuten die Diebstähle für die Betreiber viel Arbeit und Ärger, und für Diebe fast immer eine Anzeige.

Erst im Oktober des Vorjahres hatte die Polizei einen 32-Jährigen ausgeforscht, der es auf Selbstbedienungsbauernläden in Niederösterreich abgesehen hatte. Dem Wiener wurden 28 Delikte im Wald- und Mostviertel mit einem Gesamtschaden von 1.300 Euro angelastet. Er soll mit „Öffis“ nach Niederösterreich gefahren sein und sich dort mit unversperrten Fahrzeugen auf den Weg zu seinen Coups gemacht haben – mehr dazu in Einbrüche in Selbstbedienungsläden (noe.ORF.at; 29.10.2021).