200m freestyle, men. rejoicing of Felix Auboeck
GEPA pictures/ Philipp Brem
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„Ganz persönlich“

Felix Auböck: „Olympia 2024 ist großes Ziel“

Felix Auböck ist Österreichs derzeit erfolgreichster Schwimmer. Im Interview mit noe.ORF.at erzählt der 25-Jährige, wie enttäuscht er war, keine Olympiamedaille geholt zu haben. Seine Hoffnung liegt nun auf den Olympischen Spielen in Paris.

Felix Auböck wuchs in Bad Vöslau (Bezirk Baden) auf, derzeit studiert und trainiert er in der Nähe von London. Sein größter Erfolg bislang ist der erste Platz bei den Kurzbahnweltmeisterschaften 2021 in Abu Dhabi, Auböck wurde dort Weltmeister über 400 Meter Freistil – mehr dazu in Schwimmer Auböck holt WM-Goldmedaille (noe.ORF.at; 16.12.2021).

Zuletzt holte Auböck bei der Schwimm-EM in Rom im August Bronze auf 200 Meter – mehr dazu in Felix Auböck holt Bronzemedaille bei EM (noe.ORF.at; 15.08.2022). „Ich hatte genug Talent, dass ich es geschafft habe, mit harter Arbeit dorthin zu kommen, wo ich heute bin“, sagt der 25-Jährige im Interview mit Robert Friess.

noe.ORF.at: Felix Auböck, es war relativ schwierig, mit Ihnen ein Interview zu bekommen. Sie sind sehr viel unterwegs und Ihr Lebensmittelpunkt ist jetzt auch London.

Felix Auböck: Ich komme leider nicht so oft nach Hause. Ich lebe seit 2020 in Loughborough. Das ist ungefähr eine Stunde nördlich von London. Und wenn ich zu Hause bin, versuche ich natürlich, so viele Termine wie möglich wahrzunehmen. Deswegen bin ich auch froh, dass es endlich mal geklappt hat.

noe.ORF.at: Sie sind in Bad Vöslau aufgewachsen. Wie ist die Leidenschaft für das Schwimmen entstanden?

Auböck: Ich habe schon relativ früh, mit vier Jahren, mit dem Schwimmunterricht begonnen. Dann war das eigentlich so, dass mir das Schwimmen so viel Spaß gemacht hat, dass ich damit nie aufgehört habe. Wir haben jeden Sommer im Freibad sehr viel Zeit verbracht. Dadurch ist die Liebe zum Wasser gewachsen.

noe.ORF.at: Sie sind aber dann mit 16 Jahren nach Deutschland gegangen. Waren dort die Trainingsbedingungen besser?

Auböck: Es war besser, weil ich es besser mit der Schule vereinbaren konnte. Ich habe dort mein Abitur abgeschlossen, war in einer Klasse von 20 anderen Schwimmern. Das hat den Vorteil, dass wir natürlich zusammengewohnt haben, zusammen in die Schule, zusammen zum Training gegangen sind.

Wir waren damals auf demselben Leistungsniveau, das waren die besten Schwimmer, die es eigentlich in Europa auf meinen Strecken in meiner Altersklasse gegeben hat. Und damals hatte ich diese Idee: Wenn ich mich früh genug mit den Besten messe, dann möchte ich natürlich einer von ihnen sein. Zusammen haben wir uns dann gepusht im Training, dass wir besser geworden sind.

noe.ORF.at: Sie sind damals gefragt worden, ob Sie für Deutschland starten wollen.

Auböck: Ja, das war eine Diskussion. Es war diesbezüglich eine schwere Entscheidung mit dem Aspekt, dass man natürlich gesehen hat, wie schnell Erfolg passieren kann, wenn man von den richtigen Leuten umgeben ist. Aber im Herzen selbst war das nie eine Möglichkeit, weil ich stolz bin, Österreicher zu sein und stolz darauf, mein Land bei großen Wettkämpfen zu vertreten.

Felix Auböck und ORF-NÖ-Redakteur Robert Friess (r.)
ORF
Felix Auböck (l.) im Gespräch mit ORF-NÖ-Redakteur Robert Friess in Räumlichkeiten des Österreichischen Schwimmverbands in Wien

noe.ORF.at: Sie haben in einem Interview gesagt: „Ich war nie ein Supertalent, jahrelange harte Arbeit hat mich nach oben gebracht.“

Auböck: Wir haben mittlerweile dieses Phänomen, dass ein 17-Jähriger Weltrekord geschwommen und Weltmeister geworden ist. Wenn ich mich dazu vergleiche, da war ich meilenweit davon entfernt. Mit 17 Jahren habe ich es gerade einmal geschafft, mich für eine EM zu qualifizieren, war in einem Juniorenfinale. Ich war nicht auf dieser Stufe, wie es andere Leute in diesem Alter sind. Aber ich hatte genug Talent, dass ich es geschafft habe, mit harter Arbeit dorthin zu kommen, wo ich heute bin.

noe.ORF.at: 2016 bei den Olympischen Spielen sind Sie in drei Bewerben angetreten und danach hat es sehr viele Angebote von amerikanischen Universitäten gegeben. Sie haben sich für Michigan entschieden. Wieso?

Auböck: Michigan hat eine große Tradition im Langstreckenschwimmen. Michigan ist ein Platz, wo bei jeden Olympischen Spielen seit den 70er-Jahren immer ein Langstreckenschwimmer erfolgreich war. Das hat mir Sicherheit gegeben, auch dorthin zu gehen, weil sie wissen, wie man solche Leute trainiert. Und der zweite Aspekt war einfach das Akademische. Michigan ist eine der Top-Universitäten auf der Welt. Wenn man dann die Möglichkeit hat, an so einen Ort zu gehen, dann nimmt man das natürlich gerne wahr.

noe.ORF.at: Haben Sie dort auch ein Studium abgeschlossen?

Auböck: Ich habe dort meinen Bachelor in Geschichte und Politikwissenschaften gemacht.

noe.ORF.at: Dennoch haben Sie dann gewechselt, von den USA nach London gemeinsam mit ihrer Freundin Catie, einer US-Amerikanerin. Wieso dieser Wechsel zurück nach Europa?

Auböck: Zum einen war das situationsbedingt. Ich bin 2020 mit meinem Studium fertig geworden. Das war zu demselben Zeitpunkt, als die Pandemie praktisch der ganzen Welt Reisebeschränkungen
auferlegt hat. Deswegen gab es für mich gar nicht die Möglichkeit, in den USA zu bleiben.

Ich hatte nach dem Ablauf meines Visums keine Möglichkeit zurückzureisen und ich habe versucht, die beste Möglichkeit außerhalb der USA zu finden, wo ich trainieren kann – in Kombination mit einem weiteren Studium. Das habe ich dann in der Nähe von London gefunden.

Felix Auböck
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Auböck wuchs in Bad Vöslau auf und wird im Dezember 26 Jahre alt

noe.ORF.at: Die Bronzemedaille bei den Europameisterschaften war Ihr letzter großer Erfolg. Was ist Ihr nächstes großes Ziel?

Auböck: Das ganz große Ziel sind die Olympischen Spiele in Paris 2024. Auf dem Weg dorthin haben wir noch etliche Weltmeisterschaften und Europameisterschaften. Und natürlich möchte ich bei all diesen Wettkämpfen vorne mit dabei sein. Das ist einfach mein Ziel, dass ich natürlich auf dem Podest stehen und im Finale sein möchte. Und natürlich ist es sehr wichtig, dass ich sehr konstant bin und diese Erfolge einfahre. Dann ist das ein sehr wichtiges Zeichen, um in Paris gut abzuschneiden.

noe.ORF.at: Sie sind viel unterwegs. Wie viel Zeit bleibt dann noch für die Familie in Bad Vöslau?

Auböck: Es ist leider nicht sehr viel. Im Jahr bin ich wahrscheinlich zwei bis drei Wochen zu Hause. Immer nach den großen Wettkämpfen, weil dann danach sowieso eine Pause ansteht. Und zur Weihnachtszeit.

noe.ORF.at: Bei den letzten Olympischen Spielen hat es große Medaillenerwartungen gegeben. Sie sind Vierter geworden. Tut das weh, wenn man es nicht aufs Stockerl schafft?

Auböck: Viele Leute haben sich eine Medaille von mir erwartet. Ich bin Bestzeit geschwommen. Man geht dann von Olympischen Spielen nach Hause und hat das Gefühl, dass man eine große Niederlage eingefahren hat, weil man einfach so knapp dran war. Aber es dauert ein paar Monate und dann realisiert man, dass es das beste Ergebnis war, das man erzielt hat in der Karriere. Die Enttäuschung war da, aber auch ein großer Antrieb, weil ich gesehen habe, wie knapp ich dran bin und dass es möglich ist.