Wirtschaft

„Kahlschlag“: Hilferuf kleiner Supermärkte

Wegen der stark gestiegenen Energiekosten befürchtet die Wirtschaftskammer einen Kahlschlag bei kleinen Lebensmittelhändlerinnen und -händlern, die die Preise nicht mehr stemmen können. Hunderte Nahversorger seien in Bedrängnis.

Immer mehr selbstständige Kaufleute würden Verluste schreiben, heißt es in einer Aussendung der Wirtschaftskammer (WKO). Mehrere Lebensmittelhändler hätten sich daher in einer Pressekonferenz an die Bundesregierung gewandt und Unterstützung gefordert, um „einen veritablen Kahlschlag in der heimischen Nahversorgerlandschaft zu verhindern“.

„Unsere Branche ist einerseits schon seit Ende 2021 in allen Warengruppen mit massiven Preissteigerungen seitens der Lieferanten konfrontiert, die wir gar nicht vollumfänglich an die Konsumentinnen und Konsumenten weitergeben“, sagt Christian Prauchner, Bundesobmann des Lebensmittelhandels in der Wirtschaftskammer und Geschäftsführer von Lebensmittelgeschäften in Pöchlarn (Bezirk Melk), Ybbsitz und Gresten (beide Bezirk Scheibbs).

Andererseits seien die Stromkosten vor allem für Kühlanlagen erheblich gestiegen und würden statt bislang rund ein Prozent bereits drei bis vier Prozent des Umsatzes ausmachen. Diese Mehrkosten könne man nicht einfach auf die Lebensmittelpreise aufschlagen.

Energiekostenzuschuss „nicht treffsicher“

Der von der Bundesregierung in Aussicht gestellte Energiekostenzuschuss für Unternehmen sei nicht treffsicher, bis zu 70 Prozent der Mehrkosten würden nicht abgedeckt, kritisiert Prauchner. Er fordert dringend einen Zugang zu leistbarer Energie, um ein Nahversorgersterben abzuwenden.

In Österreich gibt es laut Wirtschaftskammer mehr als 1.600 Standorte, die von selbstständigen Kaufleuten betrieben werden und über große Handelsketten wie ADEG, Nah&Frisch, Spar, Unimarkt und Sutterlüty organisiert werden, sowie mehr als 2.500 unabhängige Lebensmitteleinzelhändler wie Greißler oder Bioläden. Die Probleme betreffen die gesamte Branche. „Wenn es nicht bald zu wirksamen Unterstützungsmaßnahmen kommt, werden viele dieser insgesamt mehr als 4.000 selbstständigen Kaufleute für immer schließen“, so Prauchner.

Nahversorger Mannswörth
ORF
Kauffrau Maria Höllermann: „Ich kann nicht plötzlich sieben Euro für ein Kilo Brot verlangen“

Auch Kauffrau Maria Höllermann, die seit drei Jahren einen Nahversorger in Mannswörth (Bezirk Bruck an der Leitha) betreibt, bereitet die Energiekrise Kopfzerbrechen. „Ich habe dieses Jahr auch einen zweiten Standort eröffnet und ich weiß nicht, wie es weitergehen soll. Das Problem ist, dass man als Nahversorger einfach nicht viele Rücklagen hat“, sagte sie bei einem Lokalaugenschein von noe.ORF.at im September.

Stromfresser Nummer eins in ihrem Geschäft seien die Wandkühlungen, Kühltheken und Gefriertruhen. Die Kosten kann und will sie nicht eins zu eins an ihre Kundinnen und Kunden weitergeben. „Ich kann nicht plötzlich sieben Euro für ein Kilo Brot verlangen“, sagte sie im Interview – mehr dazu in noe.ORF.at.