Politik

Mank: Dollfuß-Platz vorerst nicht umbenannt

Der Dr. Dollfuß-Platz in Mank (Bezirk Melk) wird vorerst doch nicht umbenannt. Stattdessen sprach sich der Gemeinderat am Freitag für eine einjährige Aufarbeitungsphase aus. Ende September hatte der Bürgermeister noch eine Umbenennung angekündigt.

„Aufgrund der Empfehlung der beiden renommierten Museen werde ich bereits in der kommenden Gemeinderatssitzung einen Antrag auf Umbenennung einbringen“, teilte Bürgermeister Martin Leonhardsberger (ÖVP) Ende September gegenüber noe.ORF.at mit. Anlass dafür war, dass sowohl das Haus der Geschichte Österreich als auch das Haus der Geschichte im Museum Niederösterreich dafür plädierten – mehr dazu in Dollfuß-Platz soll umbenannt werden (noe.ORF.at; 28.9.2022).

Seit der Gemeinderatssitzung Freitagabend ist wieder alles anders. Laut Leonhardsberger erfolge keine sofortige Umbenennung, stattdessen sei eine einjährige Aufarbeitungsphase angedacht. In Zusammenarbeit mit dem zeithistorischen Zentrum Melk, Verein „MERKwürdig“, möchte die Gemeinde in den kommenden zwölf Monaten verstärkt die Bevölkerung zu dem Thema aufklären.

„Einstimmig“ für Aufarbeitungsphase

Laut dem Ortschef will man damit „Emotionen rausnehmen“, weil das Thema zuletzt „sehr aufgeladen“ war. Zudem habe es seit Ende September einen Termin mit den Historikern des Vereins gegeben, die dabei „diesen Prozess vorgeschlagen haben“. Dieser Empfehlung sei der Gemeinderat nun „einstimmig“ gefolgt, betont Leonhardsberger. Der „vernünftige Prozess“ soll im Dezember starten.

Der Verein ist bereits an der Aufarbeitung des Dollfuß-Museums im nahe gelegenen Texingtal (ebenfalls Bezirk Melk) beteiligt. Am Ende dieses Prozesses werde es eine Empfehlung der Historiker über eine Umbenennung des Platzes und danach eine „ergebnisoffene“ Abstimmung im Gemeinderat geben, kündigt Leonhardsberger an.

Schild Dollfuß-Platz
Lorenz Paulus / hdgö
Beide Museen schickten die demontierten Straßenschilder zurück, sprechen sich jedoch für eine Umbenennung des Platzes aus

Die Diskussion um die Umbenennung war im September angefacht worden, nachdem ein ehemaliger SPÖ-Gemeinderat die Straßenschilder abmontiert und an das Haus der Geschichte Österreich in Wien und das Museum Niederösterreich in St. Pölten geschickt hatte – mehr dazu in Ex-Stadtrat stahl Dollfuß-Straßenschilder (noe.ORF.at; 19.09.2022). Hikade sprach von einer „politischen Protestaktion“.

ÖVP will Tafel wieder aufhängen

Die Tafeln wurden inzwischen retourniert und liegen im Manker Rathaus. „Gleichzeitig schlagen die Museen vor, sie nicht wieder anzubringen“, hieß es damals. Die ÖVP-Fraktion hat jedoch andere Pläne. Mit absoluter Mehrheit beschloss sie, dass die Tafeln wieder angebracht werden, sobald die Zusatztafeln fertig sind, sagte Leonhardsberger. Auf diesen wird unter anderem ein QR-Code stehen, der auf Info-Seiten des Vereins „MERKwürdig“ verlinkt.

Die Stadt Mank wird damit weiterhin die einzige Stadt in Österreich bleiben, die einen Platz oder eine Straße nach dem umstrittenen Kanzler der ersten Republik benannt hat. Beschlossen wurde in der letzten Gemeinderatssitzung hingegen die Aberkennung der Ehrenbürgerschaften von Engelbert Dollfuß, seinem Nachfolger als Kanzler, Kurt Schuschnigg, und Vizekanzler Ernst Rüdiger Starhemberg.