Wachsoldat beim Kaserneneingang in Wr. Neustadt
APA/Florian Wieser
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Chronik

Toter Wachsoldat: Schussgutachten liegt vor

Nach der Tötung eines Wachsoldaten am Dreikönigstag in der Flugfeldkaserne Wiener Neustadt liegt das Schussgutachten des Bundeskriminalamtes vor. Zum Inhalt will sich die Staatsanwaltschaft nicht äußern, das Gutachten dürfte aber die Notwehrtheorie stützen.

Das Gutachten liegt vor und werde nun inhaltlich geprüft, bestätigte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt, Markus Bauer, am Dienstag auf Nachfrage: „Es wird derzeit geprüft, ob die bisherigen Ermittlungsschritte ausreichen oder ob weitere, etwa eine Tatrekonstruktion, notwendig sind.“ Zum Inhalt des Gutachtens wollte sich Bauer nicht äußern.

Die Ergebnisse des Gutachtens sollen sich aber mit den bisherigen Resultaten der Erhebungen decken. Der 20-Jährige war von seinem 54 Jahre alten Vorgesetzten aus einer Pistole erschossen worden. Der junge Mann starb laut Obduktionsergebnis durch einen Lungendurchschuss. Aus der Dienstwaffe des 54-Jährigen wurde laut „Kurier“ drei Mal gefeuert. Die anderen beiden Kugeln sollen im Wachlokal eingeschlagen haben. Mit dem Sturmgewehr des 20-Jährigen wurde demnach nicht geschossen.

Offizier sprach von Notwehr

Der Offizier vom Tag soll versucht haben, den 20-Jährigen nach einem Streit zu beruhigen. Der Grundwehrdiener soll mit dem Lauf des Sturmgewehrs auf den 54-Jährigen eingeschlagen und die Waffe auf seinen Vorgesetzten gerichtet haben. Der Soldat sagte bei seiner Einvernahme aus, dass er verletzt am Boden liegend einen Schuss in Notwehr auf den über ihn gebeugten Rekruten abgab.

Diese Aussagen des Offiziers decken sich auch mit dem Schießgutachten sowie mit dem Obduktionsergebnis, schrieb der „Kurier“, der beide Gutachten einsehen konnte. Demnach verlief der Schusskanal von unten in einem etwa 45 Grad aufsteigenden Winkel. Laut der Rekonstruktion erfolgte die Schussabgabe „gegen den stehenden Rekruten aus einer am Boden liegenden Position“, hieß es.

Von Drogen nicht beeinträchtigt

Laut einem toxikologischen Gutachten konsumierte der 20-Jährige in den Wochen vor dem Dreikönigstag Cannabis, Ecstasy und Antidepressiva. Am Morgen des 6. Jänner soll er aufgrund der geringen Konzentration laut „Kurier“ nicht davon beeinträchtigt gewesen sein – mehr dazu in Toter Soldat: Obduktion zeigt Drogenmix (noe.ORF.at; 17.2.2023). Die Staatsanwaltschaft geht weiterhin von einer Notwehrsituation aus. Der 54-Jährige befindet sich auf freiem Fuß.