Wirtschaft

Auszeichnung für Arbeitslosenprojekt

Ein Projekt zur Bekämpfung von Langzeitarbeitslosigkeit des AMS Niederösterreich ist in Warschau (Polen) ausgezeichnet worden. 2020 in Gramatneusiedl (Bezirk Bruck an der Leitha) gestartet, gibt es in dem Ort mittlerweile keine Langzeitarbeitslosen mehr.

Das Projekt, das 2020 vom AMS Niederösterreich ins Leben gerufen wurde, nennt sich „Arbeitsplatzgarantie Marienthal“, kurz MAGMA, und wird von den Universitäten Wien und Oxford wissenschaftlich begleitet. In Warschau wurde es nun mit dem „Innovations in Politics“-Award in der Kategorie „Local Development“ ausgezeichnet, der laut AMS seit 2017 an kreative, politische Projekte in Europa vergeben wird.

MAGMA konnte sich gegen 337 Projekte, eingereicht von 26 Ländern in acht verschiedenen Kategorien, behaupten. Eine Jury, bestehend aus 1.045 Bürgerinnen und Bürgern aus ganz Europa, wählte die Siegerprojekte aus. Die stellvertretende Geschäftsführerin des AMS Niederösterreich, Sandra Kern, und die Leiterin des AMS Schwechat, Eva Wienerroither, nahmen die Auszeichnung in Warschau entgegen.

Eva Wienerroither, Leiterin AMS Schwechat und Sandra Kern, stellvertretende Landesgeschäftsführerin des AMS Niederösterreich
Sebastian Philipp
Nahmen den Preis entgegen: AMS-NÖ-Vizechefin Sandra Kern (r.) und AMS-Schwechat-Leiterin Eva Wienerroither

Seit zwei Jahren keine Langzeitarbeitslosen

Das AMS Niederösterreich hatte das Projekt zur Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit im Herbst 2020 in Gramatneusiedl gestartet. Allen Langzeitarbeitslosen wird dabei ein Job garantiert. Das Projekt scheint erfolgreich zu sein: Seit zwei Jahren gibt es in dem Ort keine Langzeitarbeitslosen mehr.

Der Berufseinstieg ist zweistufig aufgebaut. Nach einem achtwöchigen Vorbereitungskurs, bei dem Kompetenzen, Interessen und Ziele geklärt werden, können die Projektteilnehmerinnen und -teilnehmer in vom AMS gestützten Beschäftigungsbereichen wie einer Kreativwerkstatt oder einer Tischlerei arbeiten. Parallel dazu laufen die Bewerbungen für den Einstieg in den sogenannten ersten Arbeitsmarkt, also jenen ohne Förderungen oder andere Maßnahmen der öffentlichen Hand. Das Projekt läuft noch bis Frühjahr 2024.

Bekannt durch Marienthalstudie

Der Standort Gramatneusiedl wurde freilich nicht zufällig als Projektgemeinde ausgewählt, war dort auch die 1933 publizierte Marienthalstudie entstanden, die die psychischen Auswirkungen der Arbeitslosigkeit aufzeigte und noch immer als Grundlagenwerk der Arbeitslosenforschung und wegweisendes Projekt der empirischen Sozialforschung gilt – mehr dazu in Ein Ort „berühmt“ durch Langzeitarbeitslose (noe.ORF.at; 7.9.2022).

Das Projekt MAGMA wurde zuletzt auch bei einer Konferenz des OECD-Komitees LEED (Local Employment and Economic Development) im italienischen Trento präsentiert. Bei den halbjährlich stattfinden Sitzungen diskutieren die OECD-Mitgliedsstaaten aktuelle Herausforderungen und Lösungswege zu den Themen Klimawandel, Digitalisierung sowie für lokale Arbeitsmärkte. Laut AMS Niederösterreich stießen die bisherigen Erfolge von MAGMA dabei auf „reges Interesse“ bei den rund 70 Konferenzteilnehmerinnen und -teilnehmern.