Krankenhaus Mödling nach Brand
ORF/Tobias Hollerer
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chronik

Brand im Spital: Gutachten dauert Wochen

Nach dem Feuer im Landesklinikum Mödling mit drei Toten hat der Brandsachverständige die Untersuchung beendet. Das fertige Gutachten wird in einigen Wochen erwartet. Es soll auch die Frage klären, warum das Feuer sich so explosionsartig verbreitet hat.

Nach bisherigen Erkenntnissen gilt eine Zigarette bzw. eine offene Flamme als Auslöser. Ausgegangen sein soll der Glimmbrand vom Bett eines 75-Jährigen aus dem Bezirk Baden – er gilt als einer der drei verstorbenen Patienten. Der Mann sei starker Raucher gewesen, hieß es seitens der Polizei. Das Fenster in dem Zimmer sei zum Lüften gekippt gewesen – mehr dazu in Zigarette wohl Brandauslöser (noe.ORF.at, 30.5.2023).

Der Brandsachverständige soll nun in dem Gutachten die Frage klären, ob tatsächlich eine Zigarette ursächlich für das Feuer war und wie sich die Flammen so schnell und explosionsartig ausbreiten konnten. Dabei solle auch der Hergang des Geschehens aufgeklärt werden, heißt es von der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt – mehr dazu in Brand im Spital: Sachverständiger bestellt (noe.ORF.at, 1.6.2023).

Renovierung und Instandhaltung beauftragt

Indes wurde im Landesklinikum der Operationsbetrieb wieder aufgenommen. „Die meisten Abteilungen im Spital können wieder normal arbeiten. Nun gilt es die Operationssäle, die sich im Trakt unter dem Brandort befinden, wieder zu sanieren“, sagte Konrad Kogler, Vorstand der Landesgesundheitsagentur Niederösterreich (LGA) am Rande einer Veranstaltung in St. Pölten am Montag gegenüber noe.ORF.at. „Die Instandhaltungs- und Renovierungsarbeiten sind massiv. Wir müssen das Haus entkernen und die Leitungen freilegen.“

Räume im Krankenhaus Mödling nach Brand
APA/Tobias Steinmaurer
Die Station für Innere Medizin im Landesklinikum Mödling muss komplett saniert werden

Die danebenliegenden Bereiche sollen in den kommenden Tagen wieder benutzt werden können. Die Schadenshöhe des Brandes sei aber noch nicht abschätzbar, sagt Kogler. Auf das bestehende Rauchverbot in den Kliniken weise man nach dem Vorfall verstärkt hin. Der Großteil der Patientinnen und Patienten halte sich aber ohnehin daran, heißt es von der LGA.

Spitalspersonal und Einsatzkräfte erinnern sich

Im ORF-Fernsehmagazin „Thema“ beschreiben am Montag Ärztinnen, Ärzte und Pflegepersonal ihren Dienst in der Nacht des Brandes. Als die leitenden Angestellten mitten in der Nacht von der Trägodie erfahren haben, sei vielen das Ausmaß noch nicht bewusst gewesen.

Sendungshinweis

„Thema“, 5.6.2023, 21.05 Uhr

„Wir haben rasch erfahren, dass wir drei Todesopfer zu beklagen haben. Den Gedanken mussten wir dann ganz schnell zur Seite schieben, damit wir uns sofort um die noch lebenden Patienten kümmern konnten“, schildert etwa Petra Augustin, Leiterin der Pflegedirektion im Landesklinikum Mödling.

Es sei ein Brand gewesen, der das Team im Landesklinikum verändert habe. „Bei vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern kommt erst jetzt hoch, was passiert ist – auch die Gedanken daran, was noch alles passieren hätte können. Das ist alles erst jetzt spürbar. Die Gedanken an einen selbst, waren beim Team aber nicht da. Darauf bin ich wirklich stolz“, so Augustin.

Auch Petra Kemeter von der Stationsleitung Anästhesie im Landesklinikum war in der Brandnacht an Ort und Stelle. „Es ist dann ein Kriseninterventionsteam gekommen. Zuerst denkt man natürlich, man braucht das nicht für sich selbst. Aber wie dann der Tag angebrochen ist und es hell wurde, da hat man schon überrissen, was passiert ist. Der Geruch alleine im Haus hat gereicht“, so Kemeter.

Angehörige bei Anruf „perplex“

„Diese ganzen Eindrücke, die dann nachher in Wirklichkeit erst auftauchen: Man denkt darüber nach, man denkt doch am Abend noch darüber nach. Man denkt auch am nächsten Tag noch darüber nach. Das einzig Gute an dem Einsatz war – so traurig es ist, dass drei Personen gestorben sind –, dass der gesamte Einsatz sehr gut abgelaufen ist und wir 20 Personen retten konnten. Das ist schon eine sehr, sehr gute Leistung“, so das Resümee von Werner Hauser, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Mödling.

„Ich möchte den Angehörigen der drei verstorbenen Personen mein herzliches Beileid noch einmal übermitteln. Unsere Gedanken sind bei ihnen. Es ist sicher eine schwierige Zeit, und sie hinterlassen eine Lücke. Ich möchte allen anderen Angehörigen danken, dass sie uns in der Zeit auch so unterstützt haben, wo wir Patienten transferiert haben“, sagt Claudia Herbst, Ärztliche Direktorin des Landesklinikums.

Noch in der Brandnacht seien die Angehörigen über ihre Verluste informiert worden. „Dass ein Angehöriger im Rahmen eines Brandes im Krankenhaus ums Leben gekommen ist, das konnten die Angehörigen nicht fassen, die waren natürlich alle perplex. Wir haben das so gelöst, dass wir dann im Laufe des Tages nochmal angerufen haben und auch Hilfe Unterstützung zur Verfügung gestellt haben“, erklärt die stellvertretende ärztliche Direktorin, Anette Severing.

Vierter Patient durch „Glück“ überlebt

Von den vier Patienten, die in dem Zimmer lagen, in dem der Brand ausgebrochen ist, überlebte einer. „Der vierte Patient war unruhig. Deswegen haben wir ihn mit seinem Bett auf den Gang geschoben, um ihn näher im Blick zu haben. Dann haben wir den Gang abgedunkelt, damit die Mitpatientinnen und Mitpatienten ihre Nachtruhe genießen können. Das war sein Glück, so hat er überlebt“, erinnert sich Augustin.

Seit dem Brand habe sich der Gang durch das Krankenhaus für viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verändert. „Wir gehen jetzt nochmal alle den Fluchtweg nach, wenn wir kommen. Und natürlich schauen wir gleich nach, wo der nächste Feuerlöscher ist. Wir wollen das wieder besser in unsere Routine integrieren“, so Augustin.