Eine Gelse hängt kopfüber auf einem feuchten Blatt.
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Gelsen: Nicht aggressiver, aber häufiger

Es ist nicht nur ein Gefühl: Aufgrund des nassen Wetters sind derzeit besonders viele Gelsen unterwegs und trüben laue Sommerabende im Freien. Dass die Insekten auch aggressiver werden oder die Stiche mehr Schwellungen verursachen, ist hingegen nicht belegt.

Werden Gelsen immer aggressiver? „Nein“, sagt Horst Aspöck, Parasitologe der MedUni Wien, im Gespräch mit noe.ORF.at. „Die Frage ist mir seit vielen, vielen Jahren bekannt. Stechmücken steigern nicht ihre Aggressivität.“ Vielmehr reagiere das menschliche Immunsystem anders, wenn im Laufe der Zeit immer dieselbe Gelsenart zusticht. Das führe zu einer „Allergisierung“ – das bedeutet, dass das Immunsystem stärker auf einen Stich reagiert und für die gestochene Person der Eindruck entsteht, die Stechmücken seien aggressiver.

Ein tatsächlicher Grund für die Gelsenplage sei aber der verstärkte Niederschlag in den letzten Monaten – mehr dazu in Feuchtes Wetter sorgt für mehr Gelsen (noe.ORF.at; 23.5.2023). Stechmücken legen ihre Eier in stillen Gewässern, Regentonnen und Lacken ab. „Sind diese gefüllt, dann gibt es Massenentwicklungen“, sagt Aspöck. Ob die Anzahl der Gelsen so bleibt, ist ungewiss, denn: „Es hängt vom Niederschlag ab. Es kann sich also in den nächsten Wochen noch steigern oder verringern“, so der Parasitologe.

Keine Angst vor Tigermücken

Allein in Mitteleuropa gebe es rund 50 Arten. Eine davon ist mittlerweile auch die Tigerstechmücke. Laut Aspöck wurde diese schon vor vielen Jahren von Ost- und Südostasien nach Europa eingeschleppt. Mittlerweile habe sie sich auch in vielen europäischen Ländern wie Österreich etabliert, aber „nur punktuell“, wie Aspöck betont. Das Auftreten der Tigermücke sei so gering, dass es „in keiner Weise“ eine reale Gefahr darstelle.

Auch wenn sie in Österreich selten gefährliche Krankheiten auslösen: Unangenehm sind Gelsenstiche allemal. Um Infektionen zu vermeiden, sollte man jedenfalls nicht an der Stichstelle kratzen. Sprays und Salben aus der Apotheke helfen zudem gegen den Juckreiz.