Schlüssel in Schloss
APA/BARBARA GINDL
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WIRTSCHAFT

Hohe Kosten im gemeinnützigen Wohnbau

Derzeit sind die gemeinnützigen Mieten noch vergleichsweise preiswert, im Gegensatz zum privaten Sektor. Die gemeinnützen Bauträger in Niederösterreich warnen jedoch auch hier vor steigenden Preisen und fordern unter anderem eine Anpassung der Förderrichtlinien.

Wohnen ist und werde noch lange sehr teuer bleiben, heißt es in der Aussendung der Landesgruppe des Verbandes der Gemeinnützigen Bauvereinigung. Der gemeinnützige Wohnbau in Niederösterreich sei derzeit noch um 20 bis 25 Prozent günstiger als Wohnraum am frei finanzierten Markt. Doch auch hier steigen die Kosten.

Zwei der Kostentreiber: Die noch immer anhaltende Teuerung in der Baubranche sowie die Zinserhöhung der Europäische Zentralbank (EZB). Diese dürfte ihre Leitzinsen am Donnerstag zum neunten Mal in Folge anheben. Gerechnet wird mit einer Anhebung der Zinsen um 0,25 Prozentpunkte. Die in Summe steigenden Kosten treffen in weiterer Folge auch Mieterinnen und Mieter. Damit gemeinnütziges Wohnen auch leistbar bleibe, brauche es mehr Geld durch den Bund sowie eine rasche Anpassung der niederösterreichischen Wohnbauförderungsrichtlinien, so zwei der zentralen Forderungen der Bauvereinigung.

Rasches Darlehen gefordert

Momentan ist im niederösterreichischen Wohnbauförderungsgesetz das Haftungs-Darlehensmodell verankert. Das Land Niederösterreich schreibt etwa 50 Prozent der Errichtungskosten mit einem Haftungsdarlehen aus. Zinsen, die im Zuge der anschließenden Vertragsschließung über ein Prozent hinausgehen, übernimmt das Land.

„Das Land müsste jetzt dieses Modell in den nächsten Wochen und Monaten fortschreiben oder direkt ein Darlehen zur Verfügung stellen, damit es im Bauvolumen und in der Fertigstellung 2024 wirksam wird“, so Manfred Damberger, Obmann der Landesgruppe der gemeinnützigen Bauvereinigungen. Ob das derzeitige Modell tatsächlich fortgeschrieben werde, sei im Moment allerdings noch offen.

Richtlinien verteuern Neubau

Im Zuge der laufenden Finanzausgleichsverhandlungen fordern die gemeinnützigen Bauvereinigungen außerdem frisches Geld vom Bund: Vor der Teuerung hätte man 1,5 Prozent des Bruttoinlandproduktes (BIP) finanziert bekommen, derzeit würden nur ungefähr 0,4 Prozent ausgeschüttet werden.

Richtlinien, darunter EU- und innerstaatliche Richtlinien, würden den Neubau außerdem immer teurer machen. Als Beispiel nennt Damberger etwa die Reduktion des CO2-Ausstoßes in Gebäuden, der grundsätzlich eine sinnvolle Klimaschutzmaßnahme sei, aber höhere Kosten verursache. „Da müsste man sich die Frage stellen, auf welchem Rücken das ausgetragen wird: nämlich auf dem der Letztverbraucher, der Mieterinnen und Mieter“, so Dambergers Warnung.

Weniger Neubauten als Folge

Die 32 niederösterreichischen gemeinnützigen Bauträger verwalten etwa 150.000 Wohnungen und Reihenhäuser in Niederösterreich. Im Vorjahr wurden um die 4.500 Wohneinheiten fertiggestellt. Heuer sollen es weniger werden, was zuletzt auch politisch kritisiert wurde – mehr dazu in SPÖ ortet „Skandal“ im geförderten Wohnbau (noe.ORF.at; 16.06.2023).

Als Grund für den Rückgang nennt Damberger ebenfalls die hohen Baukosten sowie hohe Zinsen. Ausgeglichen könne das durch Sanierung im Bestand werden. Man konzentriere sich auf die innerstädtischen Regionen. Dadurch werde es auch in Zukunft möglich sein „den Bestand aufrechtzuerhalten.“ In Summe werde man aber reduzieren müssen, räumt Damberger ein.