ausgebranntes Auto in Markgrafneusiedl nach Bankomatsprengung
LPD NÖ
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Chronik

Spektakuläre Einbrüche: „Rammbock-Bande“ gefasst

Die drei Männer, die nach einer Bankomatsprengung in Markgrafneusiedl (Bezirk Gänserndorf) festgenommen worden sind, sollen für weitere spektakuläre Straftaten verantwortlich sein. So soll ein Juweliercoup in der SCS ebenfalls auf das Konto der „Rammbock-Bande“ gehen.

Den drei Beschuldigten werden spektakuläre Einbruchsdiebstähle zur Last gelegt, die seit Jahresbeginn jeweils bei Juwelieren verübt worden waren. Den Anfang machte ein versuchter Einbruch in Wiener Neustadt am 12. Jänner. Es folgten vollendete Coups in der Shopping City Süd (SCS) in Vösendorf (Bezirk Mödling) am 22. Mai und im Donauzentrum in Wien-Donaustadt am 20. Juni – mehr dazu in Großeinsatz in SCS: Täter weiter flüchtig (noe.ORF.at; 22.5.2023).

Am 26. Juni wurde der Dorotheum-Juwelier in Wiener Neustadt heimgesucht. In allen Fällen waren zuvor Autos der Marke BMW gestohlen und dreimal als „Rammbock“ eingesetzt sowie nach den Einbrüchen überwiegend in Brand gesetzt worden.

Schmuck und Bargeld erbeutet

Die Beute – Schmuck und Bargeld – bei den Einbrüchen wurde am Mittwoch im Rahmen einer Pressekonferenz in St. Pölten mit 440.000 Euro beziffert. Die angerichteten Schäden betrugen etwa 650.000 Euro.

Bei den Beschuldigten handelt es sich um Niederländer im Alter von 28 und 31 Jahren sowie um einen 28-jährigen Bulgaren. Letzterer zeigte sich hinsichtlich Beitragstäterschaft – als Unterkunftsgeber, Mietwagenanmieter, Anzünden eines Fluchtfahrzeuges – geständig. Zudem räumte er laut Polizei ein, dass die beiden Niederländer, die bei den Vernehmungen keinerlei Angaben machten, bereits im Mai und Juni bei ihm genächtigt hatten. Die Staatsanwaltschaft ordnete die Einlieferung des Trios in die Justizanstalt Wiener Neustadt an.

Bei Durchsuchungen wurden mehr als 100.000 Euro Bargeld, Tatkleidung, ein Mietauto und Einbruchswerkzeug vorgefunden. Ebenfalls sichergestellt wurde Zubehör für BMW-Diebstähle.

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Bankfiliale in Markgrafneusiedl mit gesprengtem Bankomat
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Die Männer wurden nach der Sprengung eines Bankomaten in Markgrafneusiedl festgenommen
Bankfiliale in Markgrafneusiedl mit gesprengtem Bankomat
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Die Bankfiliale wurde massiv zerstört, der Sachschaden dürfte mehr als 200.000 Euro betragen
ausgebranntes Auto in Markgrafneusiedl nach Bankomatsprengung
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Das Fluchtauto war in Fischamend gestohlen worden und wurde in Wien-Donaustadt angezündet
Einbruchswerkzeug
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In der Wohnung der Männer wurde Einbruchswerkzeug sichergestellt
Einbruchswerkzeug und Bargeld
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Die Ermittler stellten mehr als 100.000 Euro Bargeld sicher
Pistole
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Auch Waffen wurden gefunden

Franz Ruf, Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, verwies in einer Pressekonferenz in St. Pölten darauf, dass die Organisation von den Niederlanden aus arbeite. Den Tatausführenden würden Sprengstoff, Kfz und Know-how zur Verfügung gestellt. In Deutschland seien mehr als 500 Bankomaten, in der Schweiz etwa 50 gesprengt worden. Den niederösterreichischen Ermittlern attestierte Ruf einen „beachtenswerten Erfolg“.

Stefan Pfandler, Leiter des Landeskriminalamtes in St. Pölten, zeigte sich „sehr erleichtert“, eine überaus professionelle Tätergruppe aus dem Verkehr gezogen zu haben. Die beiden Niederländer seien mehrfach vorbestraft. Ermittlungen hinsichtlich der Zuordnung weiterer Taten dauerten an. Detlef Polay, Kommandant des Einsatzkommandos Cobra in Wien, hob die „Professionalität und hohe Gewaltbereitschaft“ der Beschuldigten hervor. Es seien „massive Straftaten geklärt“ worden, betonte Niederösterreichs Landespolizeidirektor Franz Popp.

Auto nach Einbruch in SCS in Brand gesetzt

Das Video zeigt, wie ein Verdächtiger das zuvor als „Rammbock“ verwendete Auto in der SCS in Brand setzt

Landeskriminalamt ermittelte seit SCS-Coup im Mai

Das Landeskriminalamt Niederösterreich (Diebstahl) hatte seit dem „Rammbock“-Einbruch in der SCS am 22. Mai ermittelt, wurde am Mittwoch betont. Bei dem Coup war Schmuck für etwa 150.000 Euro gestohlen und Sachschaden von 55.000 Euro am Verkaufslokal des Juweliers bzw. von 70.000 Euro im Inneren des Einkaufszentrums angerichtet worden. Zwei BWMs waren zuvor gestohlen worden. Eines der Autos wurde noch am Tatort, das andere nach der Flucht in Wien-Donaustadt in Brand gesetzt. Den rechtmäßigen Besitzern entstand Schaden von insgesamt 26.000 Euro.

Ebenfalls mit der „Rammbock“-Methode wurde am 20. Juni im Donauzentrum in Wien vorgegangen. Die Beute war etwa 180.000 Euro wert. Dem Juwelier entstand Sachschaden von etwa 50.000 Euro, der Shoppingmall von 70.000 Euro. Der zuvor gestohlene BMW wurde im Eingangsbereich in Brand gesetzt. Das Opfer des Autodiebstahls erlitt einen Schaden von 12.000 Euro.

Nur sechs Tage später gingen die Täter laut Polizei in Wiener Neustadt ans Werk. Zuvor war ein weiterer BMW gestohlen worden. Beim Dorotheum-Juwelier sollten die Eingangstür und das Rollgitter durch Manipulation geöffnet werden, was misslang. Daraufhin brachten die Beschuldigten den Angaben der Ermittler zufolge einen Sprengsatz an der Auslagenscheibe an und zur Explosion. Im Panzerglas entstand ein Loch, die Täter erbeuteten Schmuckstücke für lediglich 2.800 Euro. Am Gebäude entstand Sachschaden von 45.000 Euro, an umliegenden Häusern von 25.000 Euro. Zahlreiche Fenster waren zu Bruch gegangen – mehr dazu in Unbekannte sprengen Juwelierauslage (noe.ORF.at; 26.6.2023).

Das gestohlene Auto wurde in Weigelsdorf (Bezirk Baden) angezündet. Dem Besitzer entstand ein Schaden von 13.000 Euro, der Marktgemeinde Ebreichsdorf durch den Brand beim dortigen Sportplatz von 7.000 Euro.

Polizeieinsatz Juwelier-Einbruch
Thomas Lenger
Die Verdächtigen setzten die Autos, die als „Rammbock“ verwendet wurden, anschließend in Brand – so auch hier am 26. Juni nach einem Coup in Wiener Neustadt

Die Spurensicherung der Tatortgruppe des Landeskriminalamts Niederösterreich in Wiener Neustadt brachte ein DNA-Treffer zu dem 31-jährigen niederländischen Staatsbürger. Die Diebstahlermittler fanden heraus, dass zumindest einer der drei Beschuldigten, der 28-jährige Niederländer, mit dem versuchten Einbruchsdiebstahl bei einem Juwelier in Wiener Neustadt vom 12. Jänner in Verbindung stehen dürfte.

Die Täter hatten damals die Auslagenscheibe mit einem Vorschlaghammer zertrümmern wollen. Dem Geschäftsmann entstand ein Sachschaden von 10.000 Euro. Der vor der Tat gestohlene BMW wurde aufgefunden und dem rechtmäßigen Besitzer zurückgegeben.

Festnahme in Wohnung in Wien-Donaustadt

Die weiteren Ermittlungen ergaben, dass die Niederländer zuletzt am 29. September von Deutschland nach Österreich eingereist waren. Aufgrund einer von der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt angeordneten Observation wurde das Duo in Wien-Donaustadt lokalisiert, wo es Unterkunft bei dem Bulgaren genommen hatte. Der 28-Jährige mietete den Ermittlern zufolge auch ein Auto für die beiden anderen Beschuldigten an.

Es folgte die massive Explosion bei dem Geldinstitut in Markgrafneusiedl am 6. Oktober in den Morgenstunden. Polizeistreifen nahmen einen BMW mit massiv überhöhter Geschwindigkeit wahr. Das Auto war zuvor in Fischamend (Bezirk Bruck a. d. Leitha) gestohlen worden und wurde nach der Tat in Wien-Donaustadt angezündet – mehr dazu in Drei Festnahmen nach Bankomatsprengung (noe.ORF.at; 6.10.2023) und Bankomat-Sprenger sollen „Rammbock-Bande“ sein (noe.ORF.at; 7.10.2023).

Aufgrund des dringenden Tatverdachtes gegen das Trio wurde auch das Einsatzkommando Cobra beigezogen. Es folgte der Zugriff in der Wohnung in Wien-Donaustadt. Der jüngere der beiden Niederländer wurde an der Flucht durch ein Fenster im ersten Stock gehindert. Bei dem Bulgaren wurden massive Brandwunden an den Händen festgestellt, die offensichtlich davon stammten, das in Markgrafneusiedl verwendete Fluchtauto in Brand gesetzt zu haben. Der Mann wurde im Universitätsklinikum St. Pölten behandelt.

Männer in Wohnung in Wien festgenommen

Das Video zeigt den Zugriff des Einsatzkommandos Cobra in einer Wohnung in Wien

Bei der Durchsuchung der Wohnung war auch ein Sprengstoffspürhund im Einsatz, der Sprengmittelrückstände bei Täterkleidung und erbeutetem Bargeld anzeigte. Das Auffinden zweier vorbereiteter Sprengsätze im Kellerabteil führte zur Alarmierung des Entschärfungsdienstes und Evakuierung des Mehrparteienhauses.

Der Sachschaden am Gebäude des Geldinstituts in Markgrafneusiedl dürfte den Angaben vom Mittwoch zufolge 200.000 Euro übersteigen. Durch die gewaltige Sprengung wurden zudem weitere Gebäude in Mitleidenschaft gezogen. Dem Besitzer des gestohlenen BMWs entstand 25.000 Euro an Schaden.