Umwelt & Klima

Pernitz: Wolf neben Bundesstraße gesichtet

In Niederösterreich ist offenbar erneut ein Wolf nahe bei einem Ort gesichtet worden. Auf einem Video ist zu sehen, wie das Tier durch Pernitz (Bezirk Wiener Neustadt) neben einer Straße läuft. Bereits Anfang Mai hatte eine Wolfssichtung im Bezirk Gmünd für Aufsehen gesorgt.

Das Tier ist dabei beobachtet und gefilmt worden, als es auf einer Bahnkreuzung zuerst die Straße und im Anschluss die Gleise überquert habe. Der „Kurier“ berichtete am Sonntag über das entsprechende, am Samstag in Pernitz angefertigte Video. Laut einem Augenzeugen lief der Wolf an den Autos vorbei und verschwand danach im Wald.

Laut Aldin Selimovic, Experte vom Forschungsinstitut für Wildtierkunde, passen sowohl die generelle Zeichnung im Fell als auch Körperproportionen und Bewegungsart des Vierbeiners auf dem Video zu einem Wolf. Ziel für die kommenden Tage sei nun, DNA in Form einer Kotprobe in der Umgebung zu lokalisieren. Herausgefunden werden soll so, „ob das Tier bekannt oder ein Neuankömmling ist“.

Video aus Pernitz, aufgenommen von Michael Wanzenböck

Credit: Dr. Michael Wanzenböck

Nur wenige Kilometer entfernt in Gutenstein (Bezirk Neunkirchen) wurden Ende Oktober elf gerissene Schafe gefunden. Die Polizei schloss einen Wolfsriss damals aus und vermutete frei laufende Hunde dahinter. Der zuständige Amtstierarzt nahm jedenfalls DNA-Proben, die Ergebnisse, welches Tier die Schafe riss, liegen noch nicht vor – mehr dazu in Elf gerissene Schafe in Gutenstein gefunden (noe.ORF.at; 31.10.2023).

Der Pernitzer Bürgermeister Hubert Postiasi (ÖVP) berichtete gegenüber noe.ORF.at, dass sich noch niemand bei ihm wegen des Wolfes gemeldet habe. Es gebe „noch keine besorgten Anrufe“. Dass im Piestingtal ein Wolf gesehen wird, könne „durchaus vorkommen“.

Verhalten „besorgniserregend“

Bereits Anfang Mai hatte eine Wolfssichtung in Pürbach bei Schrems (Bezirk Gmünd) für Aufregung gesorgt. Das Raubtier spazierte damals seelenruhig auf der Hauptstraße bei einem Bahnübergang bzw. über eine Wiese. Nach ein paar Minuten sei der Wolf wieder Richtung Wald verschwunden.

Selimovic bezeichnete das Verhalten des Tiers in Pürbach damals als „besorgniserregend“. „Es ist kein normales Verhalten, wenn ein Wolf am helllichten Tag durch einen Ort läuft und keine Scheu vor Menschen zeigt“, meinte der Wolfsexperte.

Die Zahl der Wölfe ist in den letzten Jahren im Waldviertel deutlich gestiegen, auf dem Truppenübungsplatz Allentsteig ist seit 2016 ein Wolfsrudel nachgewiesen. Seit April gilt eine neue, strengere Wolfsverordnung in Niederösterreich. Damit können Wölfe, die wiederholt in Siedlungsgebieten auftauchen oder geschützte Nutztiere reißen, rasch vergrämt bzw. geschossen werden – mehr dazu in Jäger dürfen ab sofort Wölfe erschießen (noe.ORF.at; 1.4.2023).

Eine vorherige behördliche Anordnung für Vergrämungen oder Abschüsse wird nicht mehr benötigt. Festgelegt wurden vielmehr Verhaltensweisen des Raubtieres, die entsprechende Konsequenzen zur Folge haben können. Bei Vergrämungen durch Jägerinnen und Jäger in Form von Warn- oder Schreckschüssen ist das „unerwünschtes Verhalten“, bei Abschüssen „problematisches Verhalten“ des Wolfes. Jede Maßnahme ist der zuständigen Bezirkshauptmannschaft zu melden.