Lokalaugenschein Karner Pyrotechnik Klein-Haugsdorf
ORF/Hannes Steindl
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Chronik

Polizei beschlagnahmt 25.000 illegale Raketen

Auf der Suche nach verbotenen Raketen und Böllern führt die Polizei seit Wochen Kontrollen an der Grenze zu Tschechien durch. Bisher wurden 25.000 illegal importierte Gegenstände abgenommen. Österreich will deshalb nun mehr Druck auf Tschechien ausüben.

Freitag, 7.30 Uhr am Grenzübergang Kleinhaugsdorf (Bezirk Hollabrunn): Polizisten kontrollieren jedes Auto, das hier von Tschechien nach Österreich kommt. Bis Freitagfrüh wurden schon 445 Anzeigen nach dem Pyrotechnikgesetz verhängt, 24.842 pyrotechnische Gegenstände sichergestellt. Viele kaufen Raketen und Böller für den Jahreswechsel erst unmittelbar in den Tagen vor Silvester.

Aufgrund der Kontrollen geht die Polizei davon aus, dass sich die Zahlen auf mindestens 500 Anzeigen bzw. mehr als 26.000 pyrotechnische Gegenstände erhöhen wird. „Die Zahlen zeigen, dass sich eine deutliche Erhöhung zu 2022 ergibt“, sagt ein Beamter.

Lokalaugenschein Karner Pyrotechnik Klein-Haugsdorf
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Eine kleine Auswahl jener Gegenstände, die in den vergangenen beiden Tagen am Grenzübergang Kleinhaugsdorf abgenommen wurden

Druck auf Innenminister

Bei einem Lokalaugenschein mit Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) präsentierte die Polizei eine Auswahl an Gegenständen, die allein in den vergangenen zwei Tagen am Grenzübergang Kleinhaugsdorf abgenommen wurden: Dutzende Schachteln mit Böllern, Raketen und anderen Feuerwerkskörpern, die in Österreich u. a. wegen der Sprengmittel, die darin enthalten sind, oder weil sie falsch oder gar nicht gekennzeichnet sind, verboten sind.

Dass diese gefährlichen pyrotechnischen Gegenstände jenseits der Grenze so einfach gekauft werden können, liegt laut Karner daran, dass sie in Tschechien keinen strengen Kontrollen unterliegen. Im Unterschied zu Österreich fällt Feuerwerksmaterial in Tschechien nicht in den Bereich der Polizei, sondern in jenen der Marktbehörde. „Da gehört dringend nachgeschärft, und das werde ich beim kommenden Gespräch mit meinem tschechischen Kollegen sicherlich ansprechen.“

Autofahrer als Schmuggler

Kugelbomben und Böller der Klasse F3 und F4 dürfen in Österreich nur mit entsprechender Ausbildung und mit behördlicher Bewilligung erworben und geschossen werden. Dass der Import solcher Gegenstände von Tschechien nach Österreich illegal ist und sich die Autofahrer als Schmuggler betätigen, darüber sind sich oftmals die wenigsten kontrollierten Autofahrer bewusst, erzählen Beamte.

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Seit Wochen kontrolliert die Polizei am Grenzübergang Kleinhaugsdorf Autos nach illegal importierten Raketen und Böllern

Das gilt auch für die Gefahren, die von den Sprengmitteln ausgehen. In manchen Bomben stecken bis zu 300 Gramm Sprengstoff. Damit könne man leicht ein Auto sprengen. Für solche Gegenstände braucht es Fachwissen und professionelle Handhabung beim Abfeuern, betonen die Sprengstoffexperten der Polizei – mehr dazu in Illegale Böller: Warnung vor rechtlichen Folgen (noe.ORF.at; 20.12.2023).

In den letzten beiden Jahren sind in Niederösterreich drei Jugendliche in der Silvesternacht gestorben, 50 Menschen wurden in Österreich durch die Explosion illegaler Sprengmittel schwer verletzt. „Das ist kein Lausbubenstreich“, sagt Karner in aller Deutlichkeit. Die Gefährlichkeit von Feuerwerkskörpern zeigen auch die Zahlen des Kuratoriums für Verkehrssicherheit: Im Schnitt müssen pro Jahr 210 Personen nach Pyrotechnikunfällen im Spital behandelt werden.