Chronik

SOS Mitmensch lehnt Roadhouse-Spende ab

Ein Lokalbetreiber in Ybbs-Kemmelbach (Bezirk Melk) soll Gäste, die Souvenirs gestohlen haben, zu hohen Spenden gedrängt haben. Das Geld – 6.315 Euro – hat er an SOS Mitmensch gespendet. Die Organisation wird die Spende aber zurücküberweisen.

Die Posse rund um das Kultlokal Roadhouse in Ybbs-Kemmelbach geht damit weiter. Wie die „Niederösterreichischen Nachrichten“ zuletzt berichteten, wurde das eingehobene Spendengeld an SOS Mitmensch überwiesen, die Zeitung veröffentlichte als Beleg ein Foto der Quittung, die am 14. März ausgestellt worden war und mit dem Zusatz „Carity 12. März Roadhouse“ versehen war. „Ich habe mir keinen Cent einbehalten“, so Lokalbetreiber Gerhard Buchinger gegenüber den „NÖN“.

Wie noe.ORF.at nun exklusiv erfuhr, wird SOS Mitmensch das Geld allerdings zurücküberweisen. Der Sprecher der Menschenrechtsorganisation, Alexander Pollak, bestätigte am Montag, dass am 15. März eine Spende in der Höhe von 6.315 Euro sowie am selben Tag eine weitere Spende über 1.700 Euro eingegangen seien. Weil man den Absender jedoch nicht kannte, habe sich eine Kollegin an die Recherche gemacht.

SOS Mitmensch ging von Irrtum aus

„Sie fand dabei heraus, dass exakt der Betrag von 6.315 Euro in einem Facebook-Eintrag der Buchinger KG (Outback Roadhouse Ybbs) erwähnt wurde, mit dem Hinweis, dass dieser Betrag als Spende an die Stiftung der Gemeinde Bergland erging. Sie schloss daraus, dass es sich bei der Überweisung dieses hohen Betrags an uns um einen Irrtum handeln müsse“, so Pollak in einem Statement gegenüber noe.ORF.at.

Nach einer Kontaktaufnahme mit dem Absender habe dieser bestätigt, dass „alles seine Richtigkeit“ habe und beide Spenden für SOS Mitmensch gedacht seien. „Über den dubiosen Hintergrund der Spende“ sei allerdings nichts erwähnt worden. Nachdem man vom „problematischen Hintergrund“ erfahren habe, „ist für uns klar, dass wir die Spenden keinesfalls behalten können. Daher werden wir beide Beträge umgehend rücküberweisen“, so der Sprecher von SOS Mitmensch. Zur Herkunft des zweiten Spendenbetrags von 1.700 Euro liegen keine Informationen vor.

Roadhouse-Betreiber lässt Anfragen unbeantwortet

Der Betreiber des Roadhouse, Gerhard Buchinger, ließ Anfragen von noe.ORF.at zuletzt unbeantwortet, so auch am (heutigen) Montag. Er soll Lokalgäste, die bei der Abschlussparty in dem Lokal „Souvenirs“ – wie Schilder, Dekostücke oder einen Tierschädel – gestohlen haben, zu „freiwilligen Spenden“ in der Höhe von 150 Euro gedrängt und ihnen andernfalls mit einer Anzeige gedroht haben. Das berichteten zahlreiche Betroffene gegenüber noe.ORF.at. Die drei Männer, die den Tierschädel gestohlen und zurückgebracht hatten, warfen eigenen Angaben zufolge 450 Euro in eine Spendenbox. Einen Beleg für die Spende erhielten sie nicht.

Der Roadhouse-Betreiber hatte stets von „freiwilligen Spenden“ gesprochen – mehr dazu in Roadhouse: Fast alle „Souvenirs“ zurück (noe.ORF.at; 12.3.2024). In einem Posting auf Facebook wurde mitgeteilt, dass mehr als 6.000 Euro an Spenden eingenommen und an eine Stiftung der Gemeinde Bergland (Bezirk Melk) überwiesen wurden. Dem Bürgermeister, der über das Geld in der Stiftung verfügen kann, lag zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht einmal eine Information über eine Spendenabsicht vor. Er lehnte das Geld schließlich ab. Mit SOS Mitmensch will nun auch der nächste angedachte Empfänger die Spende nicht annehmen.

Der Polizei liegt in der Causa rund um das Roadhouse mittlerweile eine Anzeige vor. Gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft wurden Ermittlungen aufgenommen. Bei der Polizei läuft außerdem eine interne Untersuchung gegen einen Beamten, der den Roadhouse-Betreiber als Privatperson bei der Abwicklung der Spendenaktion unterstützt haben soll. Für beide gilt die Unschuldsvermutung. Die Ermittlungen dürften „noch einige Wochen“ dauern, hieß es zuletzt seitens der Staatsanwaltschaft St. Pölten und der Landespolizeidirektion auf Anfrage von noe.ORF.at.