Wr. Neustädter Satellit fliegt bald im All

Immer mehr Projekte in Niederösterreich beschäftigen sich mit Raumfahrttechnik. Die Fachhochschule Wr. Neustadt mischt dabei bei Projekten der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) mit. Aktuell wird an Antriebssystemen gearbeitet.

Derzeit dreht sich der Satellit noch in Wiener Neustadt, Mitte des nächsten Jahres soll er im Orbit rotieren und die Strahlung im Weltraum messen. Die Daten liefert er zurück an die Fachhochschule Wiener Neustadt; einerseits für Ausbildungszwecke der Studierenden, andererseits um die Forschung voranzutreiben.

„Die Strahlungsmessung, die wir betreiben, ist wichtig für die gesamte Community. Da ist auch die ESA interessiert. Unsere Frage ist: Welche Bauteile kann ich verwenden, die mir nicht nach einem Monat kaputt gehen wegen der Strahlung“, so Carsten Scharlemann, Leiter des Studiengangs Aerospace Engineering an der FH Wiener Neustadt.

Im Weltall müssen Materialien extremen Bedingungen standhalten, betont auch Andreas Merstallinger von der Aerospace & Advanced Composites Gesellschaft. "Nur so können Satelliten über 15 Jahre servicefrei alltägliche Services wie GPS, Sat-TV und Kommunikation leisten.“ Die Materialien werden dabei in der größten Weltraumsimulationskammer in Österreich extremen Temperaturen von plus oder minus 150 Grad Celsius ausgesetzt.

FH Wr Neustadt, Innovation LAb
ORF/Kreuzer
In der Weltraumsimulationskammer in Wr. Neustadt werden die Materialen extremen Temperaturen ausgesetzt

Vibrations- und Schocktests am Boden

„Generell müssen unsere Geräte und Instrumente vorab am Boden getestet werden, in verschiedenen Vakuum-Kammern oder Test-Ständen. Dort finden dann Vibrationstests oder Schocktests statt. Die ESA plant Missionen und verlangt diese Anforderungen und da wollen wir natürlich mitmischen“, erklärt Johanna Fries, Projekt-Managerin von FOTEC – eine Forschungseinrichtung der FH Wiener Neustadt und deren hundertprozentige Tochterfirma.

Die von FOTEC entwickelten elektrischen und chemischen Antriebssysteme würden auch dabei helfen, den Weltraumschrott zu reduzieren, so Bernhard Seifert, Head of Aerospace Engineering Department bei FOTEC – mehr dazu in FH Wr. Neustadt kämpft gegen Weltraumschrott (noe.ORF.at, 24.3.2024).

Forschung an „umweltfreundlichen Triebwerken“

Die FH Wiener Neustadt beheimatet den ersten Weltraum-Studiengang Österreichs mit bisher über 120 Absolventinnen und Absolventen. Aktuell wird zudem an „umweltfreundlichen chemischen Triebwerken und hybriden Antriebssystemen für Satelliten“ geforscht, wird betont.

Für die Projekte steuerte das Land bereits im Jahr 2021 für vier Jahre insgesamt 2,85 Millionen Euro bei – mehr dazu in Wiener Neustadt forscht an Weltraumantrieb (noe.ORF.at, 9.12.2021). „Niederösterreich beteiligt sich an der Forschung für neue Satellitentechnologie, weil es gut für die Menschen ist, die tägliche Anwendungen wie Navi, Handy etc. nutzen und gut für die damit verbundenen hochwertigen Arbeitsplätze und die gesteigerte Wertschöpfung“, so Landeshauptfraustellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) bei einem Pressetermin am Mittwoch bei FOTEC.

Es sei laut Pernkopf zudem auch wichtig, dass sensible Technik auch in Europa und nicht nur in den USA und in China erforscht werde. Mittlerweile gibt es am Standort Wiener Neustadt etwa 20 Luft- und Raumfahrtunternehmen mit rund 1.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.