Österreichs Tennis wartete nach den glorreichen Zeiten von Thomas Muster lange auf einen neuen Star, der es bis ganz nach oben schaffen und große Grand-Slam-Turniere gewinnen kann. Dass ein junger Niederösterreicher auf einem guten Weg ist, zeichnete sich bereits im Jahr 2010 ab, als der damals 16-jährige Dominic Thiem bei einem Nachwuchsturnier in St. Pölten dabei war.
Wolfgang und Karin Thiem ordneten alles dem großen Ziel unter, damit ihr Sohn Dominic eine erfolgreiche Karriere als Tennisprofi einschlagen kann. Für die sportliche Betreuung sorgte von Beginn an Günter Bresnik, der zuvor bereits mit Top-Spielern wie Boris Becker, Horst Skoff und Henri Leconte arbeitete. Bresnik sollte fast zwei Jahrzehnte bis zum Jahr 2019 an Thiems Seite bleiben, danach beendete Thiem die Zusammenarbeit und versuchte es mit anderen Betreuern.
2010: Der damals 16-jährige Dominic Thiem bei einem Nachwuchsturnier in St. Pölten
Der ORF Niederösterreich begleitete Dominic Thiem medial von Beginn an seiner Karriere
Thiem schickte Thomas Muster in Pension
Im Jahr 2011 erreicht Thiem beim Grand-Slam-Turnier in Paris das Finale des Juniorenbewerbs, das er gegen den Amerikaner Fratangelo verlor. Einige Monate später wurde Thiem erstmals einer breiten Öffentlichkeit bekannt, als er beim ATP-Turnier in der Wiener Stadthalle im Duell der Generationen gegen Österreichs Legende Thomas Muster gewann und diesen in die Tennis-Pension schickte.
Schritt für Schritt etablierte sich Thiem in der Weltspitze und im Mai 2015 gewann er in Nizza (Frankreich) sein erstes ATP-Turnier. Es sollte der Beginn einer glanzvollen Zeit mit großen Siegen sein. In den folgenden vier Jahren gewann Thiem weitere 15 ATP-Turniere. Er besiegte dabei unter anderem Legenden wie den Schweizer Roger Federer (unter anderem im Finale von Indian Wells 2019), den Spanier Rafael Nadal und den Serben Novak Djokovic.
2020: Triumph gegen Zverev bei Grand-Slam-Turnier
Thiem stand insgesamt vier Mal im Finale eines Grand-Slam-Turniers. Nachdem er in Paris jeweils gegen Rafael Nadal verlor (2018 und 2019) und in Australien knapp an Novak Djokovic scheiterte (2020), gelang ihm am 14. September 2020 der größte Sieg seiner Karriere. Nach einem 0:2-Satzrückstand bezwang Thiem den Deutschen Alexander Zverev und triumphierte erstmals bei einem Grand-Slam-Turnier.
Thiem Erfolgsweg schien für die nächsten Jahre vorgezeichnet. Dass die damalige Nummer drei der Welt schon bald die Nummer eins sein würde, war für viele Experten und Fans nur eine Frage der Zeit. Doch es kam alles anders. Beim Rasenturnier in Mallorca (Spanien) verletzte sich Thiem im Juni 2021 am Handgelenk – mehr dazu in Thiem muss für US Open und Saisonrest absagen (noe.ORF.at; 18.8.2021). Eine lange Pause war die Folge, Thiem hatte auch mit mentalen Problemen zu kämpfen – mehr dazu in Thiems Krise „ist eine logische Konsequenz“ (noe.ORF.at; 25.5.2023).
Es folgten misslungene Comeback-Versuche und Trainerwechsel. Thiem wurde nie wieder der große Spieler, der er viele Jahre gewesen ist. Mit dem zum Jahresbeginn 2024 ausgerufenen Ziel, am Saisonende unter den Top 50 zu stehen oder aufzuhören, setzte er sich selbst unter Druck. Der 10. Mai 2024 zeigte, dass der Druck zu groß war.