APA1554643-2 – 24112009 – HAINBURG – …STERREICH: ZU APA-TEXT CI – Eine Szene wŠhrend der Aubesetzung im Dezember 1984. (BW ONLY) Im Dezember jŠhrt sich zum 25. Mal die Besetzung der Hainburger Au durch UmweltschŸtzer. (ARCHIVBILD/NUR SW) +++ DAS BILD DARF AUSSCHLIESSLICH IM ZUSAMMENHANG MIT DEM THEMENKREIS NATIONALPARK DONAU-AUEN VERWENDET WERDEN!+++ APA-FOTO: Kurier/Gerhard Sokol
APA/Kurier/Gerhard Sokol
APA/Kurier/Gerhard Sokol
„100 Jahre NÖ“

1984: Au-Besetzung verhindert Kraftwerk

Im Winter 1984 verhindern tausende engagierte Bürgerinnen und Bürger mit der Au-Besetzung das geplante Donaukraftwerk bei Hainburg. Aktivisten von damals erinnern sich heute an fast „kriegerische Zustände“. Doch der eiserne Wille führte zum Erfolg.

Aus sechs Richtungen kamen am 8. Dezember 1984 tausende Studierende nach Stopfenreuth (Bezirk Gänserndorf) am nördlichen Donau-Ufer. „Wir wussten, das ist unsere letzte Chance“, erinnert sich der ehemalige Aktivist und heutige Nationalparkranger Manfred Rosenberger. Denn zwei Tage später sollten die Bagger anrollen und den Wald roden.

Mitten in die Au sollte ein Wasserkraftwerk gebaut werden. Um das nötige Gefälle zu erreichen, wollte man eine 16 Meter hohe Staumauer errichten. Der Verlauf der Donau wäre dafür künstlich zweieinhalb Kilometer umgelenkt worden. Nur sechs Jahre nach der negativen Volksabstimmung zum Atomkraftwerk Zwentendorf sollte das nächste politisch nicht unumstrittene Projekt folgen.

100 Jahre NÖ 1984 Hainburger Au Besetzung Umwelt
ORF
Ein Modell des geplanten Donaukraftwerks bei Hainburg

Vor allem die damaligen Projektbetreiber, die Donaukraftwerke, sowie die Industrie und die Gewerkschaft Bau und Holz drängten auf die Errichtung des Donaukraftwerks bei Hainburg (Bezirk Bruck an der Leitha), um den steigenden Strombedarf abzudecken. Umweltaktivistinnen und -aktivisten versuchten das Projekt allerdings mit allen Mitteln zu verhindern.

Das Kraftwerk in Hainburg sollte ein Glied in einer Kette von mehreren Staustufen sein, mit denen – neben der Stromerzeugung – vor allem die Donau, unabhängig vom jeweiligen Wasserstand, für den Europakahn schiffbar gemacht werden sollte. Dazu war die Republik Österreich durch die Donaukonvention verpflichtet, die Arbeiten mussten bis 1990 beendet sein.

Nationalpark „nicht notwendig“

In Hainburg stand die Bevölkerung damals eher auf der Seite der Befürworterinnen und Befürworter. „Das Kraftwerk wurde eigentlich positiv gesehen, die Bevölkerung war eher konservativ eingestellt und ein Nationalpark für sie nicht notwendig“, erinnert sich Gastwirtin Michaela Gansterer-Zaminer. Vor allem der Fischerei- und Jagdverband waren für den Bau.

Im Mittelpunkt standen einerseits neue Arbeitsplätze direkt am Eisernen Vorhang, andererseits erhoffte man sich auch neue Chancen im Tourismus, sagt Gansterer-Zaminer: „Auf so einem Stausee kann man ganz toll etwas entwickeln.“ Für das Kraftwerk hätten aber auch einige ältere Gebäude der Stadt geschleift werden müssen, wie zum Beispiel das Gasthaus der Gastronomin: „Für mich war das deshalb keine Option.“

100 Jahre NÖ 1984 Hainburger Au Besetzung Umwelt
In Hainburg sah die Bevölkerung viel mehr die Vorteile des Kraftwerks und stand daher mehrheitlich hinter dem Projekt

Doch in den Gasthäusern der Stadt wurde endlos diskutiert, mitunter auch sehr emotional, wenn Aktivistinnen und Aktivisten Einheimische zu überzeugen versuchten. Aber der Widerstand sei dann vielmehr von außen gekommen, was bei den damaligen Großparteien ÖVP und SPÖ für Kritik a la „die mischen sich da ein“ sorgte. Gansterer-Zaminer betrachtet das heute als offenbar notwendige „Entwicklungshilfe“.

Pressekonferenz der Tiere

Und dieser Widerstand begann mit der bis dahin wohl ungewöhnlichsten und bis heute berühmten Pressekonferenz der Tiere im Mai 1984. Sie wurde unter anderem von den Proponenten Günther Nenning, Freda Meissner-Blau, Hubert Gorbach, Josef Cap, Othmar Karas, Jörg Mauthe, Peter Turrini oder auch Gerhard Heilingbrunner dazu genützt, das Konrad-Lorenz-Volksbegehren gegen den Bau des Donaukraftwerks Hainburg vorzustellen.

Das Jahr 1984 und die Au-Besetzung

Das Besondere: Die Beteiligten waren dabei als Tiere verkleidet und traten als Au-Hirsch, Eisvogel, Rotbauchunke oder Schwarzstorch auf, um nur einige der Tierarten zu symbolisieren, deren Lebensraum durch den Bau des Kraftwerkes gefährdet gewesen wäre. Galionsfiguren des Widerstandes gegen das Kraftwerk waren der Verhaltensforscher und Nobelpreisträger Konrad Lorenz und der Autor und Journalist Günther Nenning.

Daraufhin wurde der Widerstand gegen das Kraftwerk stärker, es kam immer wieder zu Demonstrationen – vor allem von Studierenden. Zudem gründeten sich auch zahlreiche Bürgerinitiativen. Die spätere Grünen-Politikerin Freda Meissner-Blau war anfangs trotzdem skeptisch, „weil die geballte Macht des Staates für das Kraftwerk war und wir eine Handvoll engagierter Leute waren, die gesagt haben, zerstört nicht das letzte Stück Au“.

Tausende Aktivisten besetzten Donau-Auen

Die Politik zeigte sich davon aber unbeeindruckt und trieb die Kraftwerkspläne weiter voran. Ende November entschied Niederösterreich im Naturschutzverfahren schließlich zugunsten des Baus. Tags darauf wurde das Niederösterreichische Landhaus in der Wiener Herrengasse für einen Tag friedlich besetzt. Eine Aktion, die als Beginn des passiven Widerstandes, der lange anhalten sollte, galt.

„Zeit im Bild“, 8.12.1984: Der Widerstand formiert sich

Kurz vor Beginn der geplanten Rodungsarbeiten folgte am 8. Dezember der Sternmarsch der Umweltaktivistinnen und -aktivisten mit etwa 8.000 Menschen – die Besetzung der Au begann. „Wir haben unsere Rucksäcke gepackt und sind mit Bussen in die Au gefahren, denn wir wollten das Kraftwerk um jeden Preis verhindern", erinnert sich der damals 17-jährige Gymnasiast Achim Doppler.

Die dramatischen Tage im Unterholz

Trotz eisiger Kälte, Schneefalls und Androhung von Haft und Geldstrafen hielten sich in den Donau-Auen bei Hainburg zeitweise mehr als 2.000 Umweltaktivistinnen und -aktivisten auf. Sie errichteten Camps und schliefen in Zelten. Auf den drei Zufahrten wurden zudem Holzbarrikaden errichtet. So konnten sie vorerst die Einstellung der Rodungsarbeiten für den Kraftwerksbau erzwingen.

Fotostrecke mit 8 Bildern

APA1554645-2 – 24112009 – HAINBURG – …STERREICH: ZU APA-TEXT CI – Friedensreich Hundertwasser (L.) bei der Aubesetzung im Dezember 1984. Im Dezember jŠhrt sich zum 25. Mal die Besetzung der Hainburger Au durch UmweltschŸtzer. (ARCHIVBILD/NUR SW) +++ DAS BILD DARF AUSSCHLIESSLICH IM ZUSAMMENHANG MIT DEM THEMENKREIS NATIONALPARK DONAU-AUEN VERWENDET WERDEN!+++ APA-FOTO: Kurier/Hubert Kluger
APA/Kurier/Hubert Kluger
Der Widerstand formiert sich, Friedensreich Hundertwasser (l.) bei der Au-Besetzung im Dezember 1984
Besetzer der Hainburger Au 1984
APA/Kurier/Gerhard Sokol
Viele der Aubeschützerinnen und -beschützer waren gekommen, um zu bleiben
Besetzung der Hainburger Au 1984
ORF
Trotz eisiger Kälte wurden in der Au Zelte aufgebaut
Besetzung der Hainburger Au 1984
ORF
APA1554644-2 – 24112009 – HAINBURG – …STERREICH: ZU APA-TEXT CI – Eine Szene wŠhrend der Aubesetzung im Dezember 1984. (BW ONLY)  Im Dezember jŠhrt sich zum 25. Mal die Besetzung der Hainburger Au durch UmweltschŸtzer. (ARCHIVBILD/NUR SW) +++ DAS BILD DARF AUSSCHLIESSLICH IM ZUSAMMENHANG MIT DEM THEMENKREIS NATIONALPARK DONAU-AUEN VERWENDET WERDEN!+++ APA-FOTO: Kurier/Gerhard Sokol
APA/Kurier/Gerhard Sokol
Zunächst hielt sich die Polizei noch zurück
APA1554643-2 – 24112009 – HAINBURG – …STERREICH: ZU APA-TEXT CI – Eine Szene wŠhrend der Aubesetzung im Dezember 1984. (BW ONLY) Im Dezember jŠhrt sich zum 25. Mal die Besetzung der Hainburger Au durch UmweltschŸtzer. (ARCHIVBILD/NUR SW) +++ DAS BILD DARF AUSSCHLIESSLICH IM ZUSAMMENHANG MIT DEM THEMENKREIS NATIONALPARK DONAU-AUEN VERWENDET WERDEN!+++ APA-FOTO: Kurier/Gerhard Sokol
APA/Kurier/Gerhard Sokol
Die Aktivisten versuchten immer wieder, Bagger an den geplanten Rodungen zu hindern
APAHDS11 – 08122004 – HAINBURG – OESTERREICH: ZU APA 160 CI –  Der Umweltaktivisten Guenter Schobesberger mit dem Plan " Vorbereitung Umweltvertraeglichkeitserklaerung "  am Mittwoch, 08. Dezember 2004 anlaesslich Ò 20 Jahre Au-BesetzungÒ im Rahmen einer PK im Forsthaus Stopfenreuth in der Hainburger Au . APA-FOTO: HERBERT P. OCZERET
APA
Der Umweltaktivist Günter Schobesberger mit dem Plan „Vorbereitung Umweltverträglichkeitserklärung“
APAHDS10 – 08122004 – HAINBURG – OESTERREICH: ZU APA 160 CI –  Die Umweltaktivisten Guenter Schobesberger ,Freda Meissner-Blau, und der Praesident des Umweltdachverbandes Gerhard Heilingbrunner (v.l.n.r.) am Mittwoch, 08. Dezember 2004 anlaesslich Ò 20 Jahre Au-BesetzungÒ vor dem Forsthaus Stopfenreuth dem damaligen Hauptquartier des Widerstandes , in der Hainburger Au. APA-FOTO: HERBERT P. OCZERET
APA
Die Umweltaktivisten Günter Schobesberger und Freda Meissner-Blau und der Präsident des Umweltdachverbandes, Gerhard Heilingbrunner (v.l.), im Dezember 2004

Die Regierung unter Bundeskanzler Fred Sinowatz (SPÖ) schien das nicht weiter zu beeindrucken. Die Rodungen begannen – unter massivem Polizeischutz. Die Aktivistinnen und Aktivisten leisteten passiven Widerstand. „Jedesmal, wenn ein Trupp mit ihren Sägen gekommen ist und schneiden wollte, haben wir den Baum umarmt“, sagt Meisner-Blau. Denn ein Gesetz besagte, „solange ein Mensch unter einem Baum steht, darf man ihn nicht schlägern“.

Am 15. Dezember 1984 sorgten Umweltaktivisten bei der TV-Show „Wetten, dass..?“ für Aufsehen vor einem Millionenpublikum. Bundeskanzler Sinowatz war damals Wettpate in der Sendung, die Aktivisten liefen mit einem Transparent „Nicht wetten – Donauauen retten“ vor die Kameras. Als sie von Ordnern weggezerrt wurden, sagte Moderator Frank Elstner: „In meinem Studio wird keiner rausgeschmissen“, und gab den Aktivisten Gelegenheit für eine kurze Stellungnahme.

Vom Sternmarsch bis zur Eskalation

In der Hainburger Au spitzte sich indessen die Lage zu. Am 17. Dezember hielt die Gewerkschaft zunächst eine Versammlung in Hainburg ab. „Dort wurde ultimativ gedroht, wenn die Regierung nicht imstande ist, mit der Polizei die Besetzer aus der Au hinauszutreiben, dass die Gewerkschafter das selber machen werden“, sagt Gerhard Heilingbrunner, damals Au-Besetzer.

Besetzung der Hainburger Au 1984
ORF
Am 19. Dezember eskaliert die Situation in der Stopfenreuther Au

Zwei Tage später eskalierte die Situation in der Au. Die Polizei hatte am 19. Dezember einen Räumungsbefehl erhalten und griff durch, manche Beamten mit Gummiknüppel. „Es ist durch Knochen und Mark gefahren“, erinnert sich Heilingbrunner. „Ich möchte nicht sagen, dass es kriegerische Zustände gewesen sind, aber es war kurz davor, dass es kippen hätte können.“

Blut läuft übers Gesicht

Bei den Zusammenstößen zwischen 800 Gendarmerie- und Polizeibeamten und etwa 3.000 Au-Besetzerinnen und -Besetzern wurden 19 Personen verletzt, der Großteil waren Umweltschützerinnen und -schützer. Manuela Trousil wurde etwa am Kopf verletzt, „plötzlich habe ich gespürt, wie es im Gesicht warm wird. Ich habe dann hingegriffen und gemerkt, dass Blut runterläuft.“

„Zeit im Bild“, 19.12.1984: Die Polizei will die Au räumen und greift durch

Noch am Abend desselben Tages demonstrierten in Wien 40.000 Menschen gegen das Vorgehen der Regierung und den Kraftwerksbau. Die Medien sprachen von einem Tag der Schande. Auf Druck der Öffentlichkeit wurde die Rodung gestoppt, Kardinal Franz König appellierte an beide Seiten, der Weihnachtsfriede wird ausgerufen.

Dennoch verbrachten Tausende Kraftwerksgegnerinnen und -gegner die folgenden Feiertage in der Au. Als das Höchstgericht Anfang Jänner 1985 weitere Rodungen bis zum Abschluss des laufenden Beschwerdeverfahrens verbot, wurde die Besetzung beendet. Zwei Monate später wurde ein Volksbegehren durchgeführt, bei dem sich rund 350.000 Menschen gegen den Bau aussprachen. Das Projekt war somit Geschichte.

„Haben nichts verloren“

In der Bevölkerung von Hainburg sei diese Entscheidung „hingenommen“ worden, meint dieGastwirtin Michaela Gansterer-Zaminer: „Es gab keinen Frust oder Ärger gegenüber den Demonstranten, wir haben ja nichts verloren, wofür wir vorher gekämpft hätten.“ Das Kraftwerk hätte zwar Vorteile gebracht, sei ursprünglich aber kein Wunsch der Einheimischen gewesen.

Flugaufnahme Hainburg
Kovacs
Die Donau fließt weiterhin direkt an der Stadt Hainburg vorbei

Stattdessen wurde schon bald danach der Vorschlag eines Nationalparks ins Spiel gebracht, um die Aulandschaft für die kommenden Generationen zu erhalten. Freda Meissner-Blau – 1986 die erste Vorsitzende der Grünen, für die die Besetzung als Geburtsstunde der Partei gilt – kündigte damals an, „dass wir nicht ruhen und rasten werden, bis die Au ein Nationalpark ist“.

„Richtige Streitereien“ wegen Nationalparkplänen

Das führte „zu richtigen Streitereien“ in der Stadt, erinnert sich Gansterer-Zaminer, denn im Gegensatz zum geplanten Kraftwerk mussten dafür „Jäger, Fischer oder Bootsbesitzer Abstriche machen“. Nach einem sehr langwierigen Prozess und vielen Diskussionen konnten die Sorgen und Anliegen aber auf einen Nenner gebracht werden, ohne „dass es zu einer Verhärtung in der Bevölkerung geführt hat“.

Ende Oktober 1996 wurde die Zukunft der Region in einem Zelt in der Burgruine Hainburg am Hainburger Schlossberg offiziell besiegelt. Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) und der Wiener Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) unterzeichneten mit Umweltminister Martin Bartenstein (ÖVP) die Urkunde zur Gründung des Nationalparks Donau-Auen. Lange und zähe Verhandlungen waren diesem historischen Tag vorausgegangen.

Martin Bartenstein (l.), Michael Häupl (m.) und Erwin Pröll (r.) unterzeichneten 1996 in Hainburg den Vertrag zwischen Bund und den Ländern Wien sowie Niederösterreich, der den Startschuß zur Realisierung des Nationalpark Donau-Auen bildet.
APA / SCHNARR Ulrich / US
Der damalige Umweltminister Martin Bartenstein, der Wiener Landeshauptmann Michael Häupl und Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll (v.l.) unterzeichneten 1996 in Hainburg den Vertrag zwischen Bund und den Ländern Wien sowie Niederösterreich, der den Startschuss zur Realisierung des Nationalparks Donau-Auen bildete

„Man muss wissen, dass wir beide sehr gerungen haben, bis es zu dieser Unterschrift gekommen ist“, erinnerte sich Alt-Landeshauptmann Erwin Pröll bei einem Besuch 25 Jahre später. Und er erzählte, dass die ersten Unterschriften, welche die Gründung besiegelten – „im Rahmen einer Landeshauptleutekonferenz weit nach Mitternacht“ erfolgt sind. Häupl sprach von einer „gewaltigen Geschichte", einem "echten Meilenstein im ökologischen Verständnis und im Naturschutz“.

Denn bis heute siedelten sich mehr als 5.500 Arten an Tieren und Pflanzen im Nationalpark an. Etwa die Hälfte der heutigen Fischvorkommen wurde gerettet, viele geschützte Arten konnten sich wieder entfalten. Diese Vielfalt ist allerdings kein Zufall. Denn das Schutzgebiet liegt direkt an der Grenze zwischen pannonischem und atlantischem Klima. Es ist damit sowohl westlichste als auch östlichste Scheide der Tier- und Pflanzenwelt und für viele Arten das größte Rückzugsgebiet.

Einzigartige Plätze

An den Ufern der Donau findet man zudem – übrigens als einzige Region neben der Wachau – noch weitläufige Schotterbänke. „Solche Plätze sind sonst kaum mehr vorhanden“, erzählt Nationalparkranger Rosenberger. Zwischen den Steinen finden zahlreiche geschützte Insekten Unterschlupf. Für den Flussregenpfeifer wurde etwa das größte Brutgebiet erhalten.

Fotostrecke mit 3 Bildern

Ein Exemplar der Fischart Nase
Die Nase – ein ursprünglich typischer Donaufisch – ist mittlerweile sehr selten geworden
Würfelnatter
Die Bestände der harmlosen Würfelnatter sind in Mitteleuropa stark bedroht
Eisvogel
Antonicek
Der Eisvogel ist die einzige in Mitteleuropa vorkommende Art aus der Familie der Eisvögel

Heute ist die Hainburger Au sowohl für Niederösterreicher als auch für Wiener ein beliebtes und gut frequentiertes Naherholungsgebiet. „Wir befinden uns nicht in einem entlegenen Gebiet, sondern direkt vor der Haustüre Wiens“, sagt der langjährige Nationalparkdirektor Carl Manzano, der auch von Anbeginn gegen das Kraftwerk kämpfte. Auch wenn es grundsätzlich keine Sperrzonen gibt, versucht man dennoch die Besucherströme zu lenken. Denn einige Gebiete sollen völlig naturbelassen bleiben.

Ökologisches System aus dem Gleichgewicht

Die großflächige Rodung der Bäume wurde vor fast 40 Jahren zwar verhindert, die Erhaltung des Nationalparks sorgt dennoch für genügend Arbeit. Aufgrund von eingeschleppten Pflanzen sowie einer Vielzahl an Wildtieren ist das ökologische System aus dem Gleichgewicht geraten. „Unser Auftrag ist es, dass sich der Park selbst erhält“, sagt Rosenberger. Doch das werde noch rund 200 Jahre dauern.

Eine weitere Herausforderung ist der absinkende Grundwasserspiegel sowie die Regulierung des Flussbettes. Die Kraftwerke entlang der Donau halten mitgezogenen Kies und Schotter zurück. Der Boden gräbt sich daher pro Jahr um einen Zentimeter weiter nach unten. Seit der Besetzung wurde der Donau-Untergrund bis zu 60 Zentimeter abgetragen. Als Folge bleiben die regelmäßigen Überschwemmungen in den Auen aus. Als Gegenmaßnahme wurde im Vorjahr etwa der Spittelauer Arm wieder an die Donau angebunden.

Fotostrecke mit 10 Bildern

Umbau des Spittelauer Arms im Nationalpark Donau-Auen
ORF/Pöchhacker
Ausblick auf die Donau
ORF
Der Nationalpark Donauauen
ORF
Donauauen Nationalpark Anbindung Spittelauer Arm
ORF/Stefan Schwarzwald-Sailer
Umbau des Spittelauer Arms im Nationalpark Donau-Auen
Grafik: viadonau
Umbau des Spittelauer Arms im Nationalpark Donau-Auen
ORF/Pöchhacker
Umbau des Spittelauer Arms im Nationalpark Donau-Auen
ORF/Pöchhacker
Umbau des Spittelauer Arms im Nationalpark Donau-Auen
ORF/Pöchhacker
Ausblick auf die Donau
ORF
Ausblick auf die Donau
ORF

„Ein provokanter neuer Bau“

Sehr emotional wurde es in Hainburg noch einmal im Jahr 2000, als in der Stadt ein Nationalparkzentrum entstehen sollte. „Das war eine heikle Sache“, sagt Gansterer-Zaminer. Die Diskussion drehte sich damals nicht so sehr um das Zentrum an sich, sondern um die Bauweise, „ein provokanter neuer Bau“ des aus Hainburg stammenden Architekten Wolf D. Prix.

Sendungshinweis

„Radio NÖ am Vormittag“, 12.8.2022

Doch Gegner des Zentrums sahen durch den Bau die historische Substanz des Wasserturms in Gefahr. In einer Volksbefragung entschied sich die Bevölkerung deshalb gegen den Bau, mit der Folge, dass das Nationalparkzentrum schließlich in Orth an der Donau (Bezirk Gänserndorf) seine Heimat fand.

Im Rückblick ist Gansterer-Zaminer jedenfalls froh, dass sich Österreich für den Nationalpark und gegen das Kraftwerk entschied. Fraglich wäre gewesen, ob der Stadtname „Hainburg an der Donau“ damit noch zutreffend gewesen wäre, weil der Fluss „ja nicht mehr so wie davor an der Stadt vorbeigeflossen wäre“.