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Landwirtschaft

Agrana: Runder Tisch soll Lösungen bringen

Die Ankündigung der Agrana, die Zuckerfabrik in Leopoldsdorf (Bezirk Gänserndorf) zu schließen, hat für große Aufregung gesorgt. Am Donnerstag lädt Agrarministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) zu einem runden Tisch, um das weitere Vorgehen zu besprechen.

Für Donnerstagvormittag hat Köstinger Vertreter der Rübenbauern, der Bundesländer, der Landwirtschaftskammer und der Agrana geladen, um über Lösungsansätze zu diskutieren und die drohende Schließung der Zuckerfabrik in Leopoldsdorf doch noch abzuwenden. Nur wenn die Rübenanbaufläche von 26.000 auf 38.000 Hektar erhöht wird, bleibt das Zuckerwerk in Leopoldsdorf bestehen, hatte der börsennotierten Frucht-, Zucker- und Stärkekonzern angekündigt – mehr dazu in Zuckerfabrik Leopoldsdorf vor dem Aus (noe.ORF.at; 5.8.2020).

Bei den Gesprächen am Donnerstag soll es aber nicht nur um die Anbaufläche gehen. Die Rübenbauern hatten zuletzt nämlich beklagt, dass ihnen das Werkzeug fehle. Hierzulande seien Pflanzenschutzmittel verboten, die bei Importware angewendet werden, so die Bauern – mehr dazu in Rübenbauern fordern Rettungsversuch (noe.ORF.at; 6.8.2020).

Umweltschützer warnen vor Pestizid-Einsatz

Pestizide lösen die Probleme der Bauern nicht, warnten Umweltschutzorganisationen am Mittwoch vor dem Runden Tisch und trugen ihre Sicht der Dinge an Köstinger heran. Nicht das Verbot von bienenschädlichen Pestiziden, sondern ein Preisdumping auf dem Weltmarkt und die Klimakrise seien Hauptursachen für den Rückgang bei Zuckerrübenflächen. Dabei waren sich Greenpeace und Global 2000 in Aussendungen einig. Und: „Der Mercosur-Handelspakt wäre der nächste Tiefschlag für die österreichische Zuckerbranche. Wenn beim heutigen Gipfel also Maßnahmen zur Unterstützung der österreichischen Zuckerbranche diskutiert werden, dann muss ein endgültiges Aus für den Mercosur-Pakt ganz oben auf der Liste stehen“, fordert Sebastian Theissing-Matei, Landwirtschaftsexperte bei Greenpeace in Österreich.

Global 2000 appellierte an Köstinger, „sich nicht vor den Karren der Pestizid-Lobby spannen zu lassen, sondern nachhaltige Lösungen für eine zukunftsfähige österreichische Landwirtschaft zu suchen“. Umweltchemiker Helmut Burtscher-Schaden: „Anders als die Pestizid-Lobbyisten behaupten, hatten österreichische Rübenbauern zuletzt deutlich mehr Pestizide zur Verfügung als die Rübenbauern in anderen EU-Staaten wie beispielsweise Deutschland oder Frankreich. Denn das österreichische Landwirtschaftsministerium hat das 2018 verhängte EU-weite Verbot von drei bienenschädlichen Neonikotinoiden von Beginn an durch Notfallzulassungen untergraben. Die österreichische Rübenanbaufläche schrumpfte dennoch.“ Dass Zuckerrübenanbau ohne Pestizide nicht nur möglich, sondern auch rentabel sei, solange faire Preise gezahlt werden, zeige die Biolandwirtschaft, so der Global-2000-Vertreter.

Zuckerversorgung und 150 Jobs sollen erhalten bleiben

Eine nationale Kraftanstrengung hatte der für Landwirtschaft zuständige Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) gefordert, denn wenn Zucker nicht in Österreich produziert werde, komme er von irgendwo her. Auch Köstinger betonte im Vorfeld, dass es darum gehe, dass sich Österreich auch in Zukunft selbst mit Zucker versorge, sowie um die Erhaltung von 150 Jobs. Sie forderte vom börsennotierten Konzern zugleich „mehr Engagement“. „In den letzen Jahren ist von Seiten der Agrana sehr wenig investiert worden“, kritisierte die Politikerin – mehr dazu in Zuckerfabrik: Köstinger kritisiert Agrana (noe.ORF.at; 1.9.2020).