Luftansicht Flughagen Wien-Schwechat
ORF.at/Christian Öser
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Coronavirus

Flughafen: Hoffen auf Ende der Turbulenzen

Am Flughafen Wien in Schwechat (Bezirk Bruck an der Leitha) blickt man hoffnungsvoll in den Frühling und Sommer. Seit Beginn der CoV-Pandemie war es ein ständiges Auf und Ab, nun hält sich aber bereits seit Dezember ein leichter Aufwärtstrend.

Es ist der erste Winter in der Pandemie, in dem man – vorbehaltlich eines 2-G-Nachweises – ohne große Einschränkungen fliegen kann. Im Dezember 2021 zählte der Flughafen, trotz des allgemeinen Lockdowns bis 12. Dezember, viermal so viele Passagiere wie im Dezember 2020. Die Austrian Airlines sprechen sogar von ausgebuchten Langstreckenfliegern: „Die waren in den Weihnachtsferien zu 98 Prozent voll. Wir merken die Reiselust vor allem bei den Warmwasserdestinationen wie Mauritius oder den Malediven, da haben wir auch aufgestockt und sind täglich geflogen“, sagt Sprecherin Anna Pachinger.

Wegen der Impfpflicht erwartet man, dass das freie Reisen anhalten wird. Gerechnet wird im ganzen Jahr 2022 mit etwa 17 Millionen Passagieren am Flughafen Wien in Schwechat, also so vielen wie 2006. Immerhin sind das sieben Millionen mehr als 2021.

Meiste Passagiere:

1. August 2021: 68.901
16. August 2020: 31.675
14. Juli 2019: 113.069

Wenigste Passagiere:

9. März 2021: 1.503
13. April 2020: 154 (nach Pandemiebeginn)
19. Jänner 2019: 41.343

Heuer so viele Fluggäste wie 2006 erwartet

Freilich: Man startet von einem sehr niedrigen Niveau. Zahlen, die heute als positive Entwicklung gelten, sehen im Vergleich zum Passagieraufkommen vor der Pandemie unbedeutend aus. 17 Millionen Passagiere machen die Hälfte des Reiseverkehrs aus, der vor der Pandemie 2019 herrschte. Damals wurde mit 31,7 Millionen Gästen ein neuer Rekord verkündet.

Nichtsdestotrotz habe man „die Talsohle hoffentlich durchschritten“, sagte Flughafen-Vorstand Julian Jäger bei einem Pressetermin im Jänner. 2022 will der Flughafen die Turbulenzen, das ständige Auf und Ab des Passagieraufkommens, hinter sich lassen. „Der Flughafen muss durch die CoV-Krise von 2021 bis 2023 insgesamt einen Umsatzverlust von 1,3 Milliarden Euro verdauen, 2022 soll aber nun den wirtschaftlichen Turnaround bringen“, so Flughafen-Vorstand Günther Ofner. Um diese Zeit vor etwa zwei Jahren machten sich das Coronavirus und seine Folgen erstmals am Flughafen bemerkbar.

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Ein Passagier mit Schutzmaske aufgenommen am Donnerstag, 6. Februar 2020, am Flughafen Wien-Schwechat
APA/HELMUT FOHRINGER
Februar 2020: Eine Zeit, in der das Maskentragen beim Fliegen noch selten war
Sanitäter beim Anlegen von Schutzkleidung aufgenommen im Rahmen einer PK am Flughafen Wien-Schwechat am Donnerstag, 6. Februar 2020
APA/HELMUT FOHRINGER
Sanitäter am Flughafen legen sich Schutzkleidung an
Bundesheer holt Österreicher aus Wuhan zurück, 2.2.2020
APA/BMEIA/MICHAEL GRUBER
2. Februar 2020: Das Bundesheer holt Österreicher aus der chinesischen Metropole Wuhan zurück
Ein Sanitäter misst mit einem Infrarot-Thermometer die Körpertemperatur einer Person aufgenommen im Rahmen einer PK am Flughafen Wien-Schwechat am Donnerstag, 6. Februar 2020
APA/HELMUT FOHRINGER
6. Februar 2020: Temperaturmessungen bei Passagieren beginnen
Die Austrian Airlines (AUA) hat am Donnerstag, 19. März 2020, den Linienflugbetrieb aufgrund der Coronavirus-Pandemie eingestellt
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19. März 2020: Die Austrian Airlines kündigen an, den Linienflugbetrieb wegen der Pandemie einzustellen
Der Check-in am Terminal 3 am Flughafen Wien-Schwechat aufgenommen am Montag, 30. März 2020. Aufgrund der Coronavirus-Situation haben viele Fluglinien ihren Linienflugbetrieb eingestellt.
APA/HELMUT FOHRINGER
30. März 2020: Ausgangsbeschränkungen und Landeverbote, der Flughafen ist menschenleer

Vom Rekordjahr zum Notbetrieb in drei Monaten

Am 25. Jänner 2020 werden erstmals Sicherheitsmaßnahmen am Flughafen durchgeführt, medizinisches Personal sorgt sich um Passagiere, die typische CoV-Symptome zeigen. Ab 29. Jänner fliegen die Austrian Airlines nicht mehr nach China. Am 6. Februar finden die ersten Temperaturmessungen bei Fluggästen statt. Am 2. März schnürt der Flughafenvorstand bereits ein Sparpaket – zu diesem Zeitpunkt noch „vorsorglich“. Man will abwarten, ob die Krise vor dem Sommer vorbei ist, das Sparpaket wird aber bereits im April aktiviert.

Am 17. März 2020 beginnen Rückholaktionen für Österreicherinnen und Österreicher im Ausland. Am 19. März stellt die AUA den Linienflugbetrieb ein. Als letzter Flieger landet die „OS 066“ aus Chicago. Im April fliegt dann fast niemand mehr. Es gibt Landeverbote. Der Passagierrückgang beträgt damals 99 Prozent, der Flughafen ist im Notbetrieb. Flugzeuge werden eingemottet, am Flughafen und bei den Austrian Airlines startet die Kurzarbeit. Der Luftfahrtexperte Kurt Hofmann sagt damals in einem Interview mit noe.ORF.at: „Manche Airlines sagen, sie werden heuer überhaupt nicht mehr fliegen.“

Ein Auf im Sommer, ein Ab im Winter

Mit den warmen Temperaturen geht es dann doch bergauf. Am 4. Mai 2020 werden am Flughafen erstmals PCR-Tests angeboten, damals noch eine der wenigen Möglichkeiten, sich privat testen zu lassen. Die Austrian Airlines werden im Juni 2020 mit einem Rettungspaket aufgefangen. Am 15. Juni fliegt die AUA nach dreimonatiger Zwangspause wieder Linienflüge. Bereits im Mai hebt die Wizzair wieder vom Flugfeld ab.

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Eine gesperrte Rolltreppe am Flughafen Wien-Schwechat aufgenommen am Montag, 30. MŠrz 2020. Aufgrund der Coronavirus-Situation haben viele Fluglinien ihren Linienflugbetrieb eingestellt.
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30. März 2020: Der Flughafen im Dornröschenschlaf
Leere Gepäckausgabe im Flughafen Wien-Schwechat am Freitag, 10. April 2020.
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10. April 2020: Die Gepäcksausgabe
Abflug einer Wizz Air-Maschine am Freitag, 1. Mai 2020, am Flughafen Wien-Schwechat.
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1. Mai 2020: Abflug einer der ersten Wizz-Air-Maschinen nach dem Stillstand
Ein Halsabstrich am Flughafen Wien im Testcenter
Flughafen Wien
Ab 4. Mai 2020 bietet der Flughafen PCR-Tests an, damals noch eine Seltenheit
Eine Maschine der Austrian Airlines (AUA) beim Start am Flughafen Wien-Schwechat am Mittwoch, 6. November 2019.
APA/ROLAND SCHLAGER
Am 15. Juni 2020 starten die ersten AUA-Linienflüge nach der Zwangspause

Im Sommer werden die meisten Landeverbote aufgehoben und durch Einreisebestimmungen, wie Registrierung oder verpflichtende Quarantäne, ersetzt. Ab 15. Oktober 2020 gibt es am Flughafen erstmals Antigen-Schnelltests. Aber mit den kühleren Monaten breitet sich das Coronavirus wieder stärker in der Bevölkerung aus, es kommen neue Lockdowns und Reisebeschränkungen. Im Jänner 2021 gibt es im Durchschnitt wieder nur 5.000 Passagiere täglich.

Der erste Sommer mit Grünem Pass

Piloten und Fluglotsen halten sich wegen der niedrigen Anzahl an Flügen im ersten Halbjahr 2021 wieder mit Trockentraining fit. Und ab Mai wiederholt sich, was bereits 2020 der Fall war: Die Urlaubsflüge kommen zurück. Bis zum Sommer ist der Großteil der Bevölkerung zur CoV-Schutzimpfung zugelassen, mit dem Grünen Pass fällt das Reisen leichter. Der stärkste Reisetag ist der 1. August 2021 mit fast 69.000 Passagieren.

Im Sommer 2021 breitet sich jedoch die Delta-Variante aus. Im August wird dann wegen Fallhäufungen in einigen Ländern eine 3-G-Regel aufgestellt. Ungeimpfte Flugreisende aus bestimmten Ländern müssen einen PCR-Test vorweisen. Die Kontrollen am Flughafen durch Bundesheer und Grenzpolizei werden verschärft. Im Herbst kommt ein Lockdown für Ungeimpfte, später auch für Geimpfte. Ab 20. Dezember 2021 muss man für die Einreise nach Österreich geboostert sein, Genesene und doppelt Geimpfte müssen zusätzlich einen PCR-Test vorweisen. Das gilt vorbehaltlich einer Verlängerung noch bis 28. Februar 2022.

Passagiere am Mittwoch, 14. Juli 2021, am Flughafen Wien-Schwechat. Die Flughafen Wien AG gibt heute seine „Verkehrszahlen Juni“ bekannt.
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Sommer 2021: Die Sommerurlauber sind zurück, die FFP2-Maske ist Pflicht

Letzte eingemottete AUA-Maschine bald in der Luft

Und heute? Die Kurzarbeit am Flughafen und bei den Austrian Airlines besteht noch immer. Auch die FFP2-Maskenpflicht, die Empfehlung zum Mindestabstand und die Einreisekontrollen sind geblieben. Die AUA landete im Herbst erstmals seit Pandemiebeginn wieder in schwarzen Zahlen, ab März gilt eine 2-G-Regel beim Bordpersonal. Mit der Rückzahlung des Kredits an die Republik liegt man im Plan. Für den Sommerflugplan 2022 wird die letzte noch stillgelegte Langstreckenmaschine, eine Boeing 777, reaktiviert.

Im Durchschnitt erwartet man 2022 etwa die Hälfte des Passagieraufkommens im Vergleich zu vor der Pandemie. Dieser Wert basiert aber auf einem störungsfreien Herbst und Winter, hinter dem noch ein Fragezeichen steht. Auch die Taxifahrer am Flughafen sind zögerlich: „Wir hoffen, dass es besser wird, aber seit zwei Jahren gibt es eigentlich überhaupt kein Geschäft“, sagt ein Taxidisponent gegenüber noe.ORF.at. Zurzeit hätte er etwa 50 Fahrer hier, früher seien es 240 gewesen.

„Im Vergleich zum vorigen Jahr kommt es mir noch weniger vor. Es sind ja Ferien und es ist so ruhig, was sehr untypisch ist, aber wir hoffen, dass es aufwärts geht“, sagt Verkäuferin Sabine Travnik. Sie arbeitet seit mehr als 30 Jahren am Flughafen: „Es wird im Sommer sicher besser, weil es wollen ja alle raus. Wir waren ja alle viel zu viel zu Hause.“

Es gibt also so etwas wie Optimismus: In der Pandemie öffnete sogar ein neues Lokal im „Terminal 3“, auch dort spricht eine Verkäuferin von einem guten Sommer 2021, aber von wenig Gästen im Winter. Daneben wird bald ein neues Restaurant von Koch Wolfgang Puck eröffnen.

Luftfracht fast auf Niveau von 2019

Ein Bereich ist aber nahezu wieder auf Vorkrisenniveau: die Luftfracht. 2021 gab es hier einen Anstieg um 20 Prozent, was vor allem dem Umschlag von Gütern zu verdanken ist, die während der Pandemie besonders gebraucht werden: Tests, Masken, Schutzkleidung und Impfstoff. Auch die Betriebsansiedlungen in und rund um den Flughafen laufen weiter. So verlagerte etwa die DHL Air ihre Zentrale am Flughafen, ein Immobilienentwickler errichtet ein neues Logistikzentrum mit 70.000 Quadratmetern.

Grafik über Rückgang am Flughafen
APA

Ofner: „Reisbereitschaft nicht zurückgegangen“

Die ersten Monate in diesem Jahr werden noch verhalten ausfallen, aber der Sommerflugplan 2022 wirkt schon fast wie einer aus einem „normalen" Jahr. 80 Prozent der Kapazitäten aus dem Jahr 2019 werden angeboten. 180 Destinationen in 60 Ländern werden von Wien-Schwechat aus angeflogen. Bei den Austrian Airlines heißt es, dass vor allem der Mittelmeerraum nachgefragt sei.

Und durch die Impfpflicht hofft man auf weitere Lockerungen, denn dann nimmt auch die Reiselust zu. Das habe man im Sommer 2021 mit der Einführung des Grünen Passes gespürt, sagt Flughafen-Vorstandsdirektor Günther Ofner im Interview in der Fernsehsendung „NÖ heute“. Auf diesen Effekt hofft man auch dieses Jahr.

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Flughafen am 11. Februar 2022, Frachtflieger
ORF/Nina Pöchhacker
Medizinische Produkte, Elektronik oder Automobilteile werden am Flughafen oft ausgeladen
Flughafen am 11. Februar 2022, Ankunftshalle
ORF/Nina Pöchhacker
Die Ankunftshalle im Februar 2022, beim Lokalaugenschein von noe.ORF.at fliegen einige nach Gran Canaria und Istanbul
Flughafen am 11. Februar 2022, AUA-Maschine im Vordergrund
ORF/Nina Pöchhacker
Die Arbeit am Vorfeld ist bei der Zahl der derzeitigen Flüge noch eher gemütlich

„Der Wunsch, vor allem im Sommer zu verreisen, ist der höchste, der seit Langem in der Meinungsforschung gemessen wurde“, betont Ofner. Zwar wisse man nicht, ob es künftig wieder so viele Business-Flüge wie vor der Krise geben werde, da viele Unternehmen auf Online-Meetings umgestiegen seien. Doch die Reisebereitschaft der Menschen an sich sei nicht zurückgegangen. „Deshalb glauben wir, dass wir um das Jahr 2025 herum im Wesentlichen wieder auf dem Vorkrisenniveau sein werden“, so Ofner.