Saal Landestheater
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Kultur

Bühnen starten mit Vorsicht in den Herbst

Wegen des Lockdowns war es lange still auf Niederösterreichs Bühnen. Nun beginnt die neue Saison, allerdings unter CoV-Bedingungen. Die Kulturhäuser starten deshalb mit Vorsicht, aber durchaus positiv in den Herbst.

Sechs Monate lang war das Landestheater Niederösterreich in St. Pölten geschlossen. Am Freitagabend startete das Landestheater Niederösterreich mit der Inszenierung von Schauspielerin Ruth Brauer-Kvams „Die Schule der Frauen“ in die neue Saison – mehr dazu in Landestheater lädt zur „Schule der Frauen“ (noe.ORF.at; 10.9.2020).

„Wir blicken mit Vorfreude in den Herbst, weil wir endlich wieder spielen dürfen“, sagt die künstlerische Leiterin Marie Rötzer bei einem Lokalaugenschein von noe.ORF.at. Man sei nicht nur zuversichtlich, sondern auch vorbereitet, so Rötzer weiter. „Wir haben sehr viele Maßnahmen ergriffen, sehr viele Sicherheitsvorkehrungen geschaffen, um auch dem Publikum einen sicheren Theaterbesuch zu gewähren.“

So wird nur die Hälfte der Plätze im Saal besetzt, sprich nur 200 der insgesamt 400 möglichen Plätze. Bis zum Sitzplatz müssen die Besucher einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Zudem wurde im Landestheater eine neue Umluftanlage eingebaut. Außerdem wird das Ensemble wöchentlich getestet. Die Karten werden vorerst nur reserviert und erst zwei Wochen vor der Vorstellung an die Besucher geschickt.

Kultur Saisonbeginn
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Sowohl für Künstler als auch für das Publikum ist in diesem Kulturherbst vieles anders

Dynamischer Saalplan im Festspielhaus

Ein ähnliches Sicherheitskonzept hat das Festspielhaus St. Pölten ausgearbeitet. Am Vorbild der Sommerfestivals und der Wiener Bühnen werden Besucher beispielsweise in unterschiedliche Wartezonen unterteilt. Beim Ticketsystem wird auf den dynamischen Saalplan gesetzt. „Das heißt, bis zu vier Personen, die im selben Haushalt leben, können zusammen sitzen. Das ist für unser Kartenbüro eine ziemlich logistische Herausforderung. Wir haben auch buchstäblich eine persönliche Betreuung jedes einzelnen Zuschauers und jeder Zuschauerin“, sagt Brigitte Fürle, Künstlerische Leiterin des Festspielhauses. Damit kann der Saal mit bis zu 700 der insgesamt 1.000 Plätze gefüllt werden. Mit dem Schachbrettmuster wären nur 500 Plätze möglich gewesen.

Obwohl sich die Coronavirus-Ampelfarben in den vergangenen Tagen mehrfach geändert haben, gibt es vorerst keine Verschärfungen für die Kulturveranstaltungen, hieß es seitens der Bundesregierung. Das Programm an sich im Festspielhaus musste allerdings adaptiert werden, da zunächst viele internationale Künstler und Compagnien geplant gewesen wären – mehr dazu in Festspielhaus: Mit Zuversicht in neue Saison (noe.ORF.at; 16.4.2020). So wurden einige Veranstaltungen auf spätere Termine verschoben, im Oktober ist nun ersatzweise ein österreichischer Musikschwerpunkt geplant. Clara Luzia ist am 9. Oktober ein einem Doppelkonzert mit Voodoo Jürgens zu erleben, Ankathie Koi am 16. Oktober mit Mavi Phoenix.

Kultur Saisonbeginn
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Im Festspielhaus gibt es eigene Wartezonen für Besucher

„Es gibt zum Beispiel Künstler aus Australien, die dennoch kommen werden und nach dem Auftritt ihre Quarantäneregeln einhalten. Es gibt aber auch Künstler, wie Hubert von Goisern, die einfach gesagt haben, sie verschieben ihre Tournee“, sagt Fürle. „Wir leben da von Monat zu Monat mit den jeweiligen Konstellationen.“ Das Festspielhaus startet am 26. September in die neue Saison. Zum Auftakt steht „Das Dschungelbuch“ von Robert Wilson am Programm. Der US-amerikanische Theatermacher soll bei der Premiere persönlich da sein, so lautet zumindest der optimistische Plan.

Kinobetreiber mit Sommer zufrieden

Ebenso Kinobetreiber blicken beim Lokalaugenschein durchaus positiv in den Herbst. Sie können einen erfolgreichen Sommer vorweisen, Open-Air-Kinos und Veranstaltungen im Freien seien gut angenommen worden – mehr dazu in „Wüdnis“-Premiere von Strauss und Molden (noe.ORF.at; 6.7.2020). „Die Leute waren begeisterter als zu normalen Zeiten, weil sie gespürt haben, was ihnen gefehlt hat und dass das jetzt zurückkommt, war für sie beglückend. So haben wir das wahrgenommen“, sagt Christoph Wagner, Projektleiter des Cinema Paradiso in St. Pölten.

Trotz Vorfreude auf die neue Saison schwingt bei allen Häusern aber auch die wirtschaftliche Komponente mit. Finanziell könnte es sehr eng werden, denn nur die Hälfte der Karten kann verkauft werden. „Es ist natürlich eine prekäre Situation und wir hoffen, dass dieser Zustand absehbar ist“, so Rötzer. „Wir gehen jetzt mit der Situation um, aber längerfristig ist es ein Problem für das Haus und für die gesamte Kulturszene“. Und dennoch, nach sechs Monaten Stillstand auf den Bühnen, ist es zumindest wieder ein Anfang.

NÖKU-Geschäftsführer Paul Gessl im „NÖ heute“-Interview

Der Geschäftsführer der Niederösterreichischen Kulturwirtschaft, Paul Gessl, im „NÖ heute“-Interview über die großen Herausforderungen, die die CoV-Pandemie für die Kulturhäuser bringt.

Gessl: „Finanzielle Basis für Saisonstart geschaffen“

Im „NÖ heute“-Interview betonte Paul Gessl, Geschäftsführer der Niederösterreichischen Kulturwirtschaft, in dem Zusammenhang: „Wir haben in allen großen Häusern des Landes Niederösterreich Sicherheitskonzepte erarbeitet, wo das Contact Tracing, der geordnete, strukturierte Einlass, der Abstand beim Sitzen, keine Pause und viele andere Maßnahmen vorbereitet sind.“ Für die Künstler und Mitarbeiter seien Tests vorgesehen, betonte Gessl, aber nicht permanent, da die Mitarbeiter und Künstler vom Publikum gut und sicher getrennt seien.

Gefragt, ob man sich mit der Unterstützung der Regierung zufrieden gebe, sagte Gessl: „Es wird keinen Ruf nach mehr Geld geben, wir haben die finanzielle Basis für den Saisonstart und eine ordentliche Saison 2020/2021 geschaffen.“ Allerdings: Sollten erneut verschärfte Maßnahmen für den Kulturbereich gesetzt werden, „würde uns das wirtschaftlich vor große Herausforderungen stellen.“